Minister besucht Schlaganfall-Lotsen

Minister besucht Schlaganfall-Lotsen

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat das Klinikum Ibbenbüren besucht. Es war gewissermaßen sein Antrittsbesuch als Schirmherr der Ibbenbürener Schlaganfall-Lotsen.

Wie eine Uniklinik

Wie ein Schlaganfall-Patient durchlief der Minister zunächst die Notaufnahme und die Radiologie, wo eine schnelle Diagnose das A und O ist. Von Ausstattung und Standards „wie in einer Uniklinik“ zeigte sich Laumann beeindruckt. Dann ging es auf die Stroke Unit, die Schlaganfall-Station. „Hier kommen wir ins Spiel“, erklärten die Schlaganfall-Lotsinnen Beate Grundschöttel und Judith Bäthker.

 

Lotsen organisieren

„Besonders spannend ist für mich, den Menschen wieder neue Lebensqualität zu vermitteln“, erklärt Beate Grundschöttel ihre Motivation. Kollegin Judith Bäthker möchte Patienten über die Klinik hinaus begleiten. Denn dort sieht sie viele Herausforderungen auf die Betroffenen und Angehörigen zukommen. „Wir müssen begleiten, motivieren, informieren und viel organisieren.“ Ein Beispiel: Derzeit seien freie Plätze in der neurologischen Rehabilitation Mangelware. Von der Klinik direkt in die Reha – diese Idealvorstellung funktioniere nur selten. „Da müssen wir schauen, dass wir die Zeit überbrücken durch Kurzzeitpflege und ambulante Therapien, sonst machen die Patienten wieder Rückschritte“, erklärt Bäthker.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ist Schirmherr der Ibbenbürener Schlaganfall-Lotsinnen Judith Bäthker (links) und Beate Grundschöttel.

Den zweiten Schlaganfall verhindern

In dem einen Jahr, in dem die beiden Betroffene begleiten, geht es darum, sie so gut es geht auf ihr weiteres Leben vorzubereiten. Besonders im Fokus ist dabei die Sekundärprävention, die Verhinderung eines wiederholten Schlaganfalls. „Viele Patienten sind erschrocken, wie viele Risikofaktoren sie haben“, erklärt Judith Bäthker. „Wir vermitteln ihnen immer wieder, wie wichtig es ist, diese Risikofaktoren lebenslang im Auge zu behalten.“

 

Lotsen sind ein Nachsorgeprogramm

Das ist der Punkt, der auch Chefarzt Dr. Florian Bethke so am Herzen liegt. „Es gibt in Deutschland kein strukturiertes Nachsorgeprogramm für Schlaganfall“, sagt der Neurologe mit Verweis darauf, wie wichtig es sei, die in der Akutklinik eingeleitete Versorgung konsequent fortzusetzen. „Genau darauf achten die Lotsen, deshalb ist es auch so wichtig, dass sie in die Regelversorgung übernommen werden.“

 

Ein Stück Versorgungsgerechtigkeit

Lotsen in die Regelversorgung – doch wie wird das gelingen? Eine Antwort darauf hatte der Minister nicht im Gepäck. „Das wird in Berlin entschieden“, verwies Laumann auf unterschiedliche Zuständigkeiten. Aber der Minister machte deutlich, dass es vor allem zwei Aspekte der Lotsentätigkeit sind, die ihn überzeugen. „Wir sind in den Einzeldisziplinen klasse, aber wir müssen wieder anfangen, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, mit seinen Gedanken und Gefühlen“. Und einen hohen Stellenwert hat für ihn das Thema Versorgungsgerechtigkeit: „Leute, die gut denken können, die sich informieren, die werden gut versorgt. Andere dagegen kommen bei uns manchmal zu kurz.“

 

Neue Perspektiven im Gesundheitswesen

Sorge mache er sich aber, woher künftig das ganze Personal im Gesundheitsbereich kommen solle. Das würde schon jetzt nicht reichen, und es aus dem Ausland zu holen, sei auch nicht die Lösung. Bedenken, die die Praktiker im Klinikum Ibbenbüren und die Strategen der Deutschen Schlaganfall-Hilfe verstehen, aber nicht teilen. Umgekehrt werde ein Schuh daraus, sagt Kathrin Krause von der Stiftung. „Durch die Einführung der Lotsen halten wir qualifizierte Leute im Gesundheitswesen, die uns sonst verlorengingen.“ Schließlich gäben tausende Pflegekräfte jährlich ihren Beruf auf, häufig aus Überlastung. Und für Interessenten am Pflege- oder an Therapieberufen sei es doch ein Zusatzargument, weitere Entwicklungsperspektiven zu haben. Argumente, die der Minister immerhin mit anerkennendem Kopfnicken quittierte.

 

"Danke für Ihre Arbeit"

Am Ende des zweistündigen Besuchs herrschte allseits Zufriedenheit. Der Minister freute sich, die Menschen in dieser Region so gut versorgt zu wissen. Und im Klinikum hörte man gerne die wohlwollende Zustimmung aus Düsseldorf. „Danke für Ihre Arbeit“, sagt Laumann zum Abschied. „Und danke für die Unterstützung an die Deutsche Schlaganfall-Hilfe.“

 

Ein Projekt auf drei Jahre

Die Arbeit der Schlaganfall-Lotsen am Klinikum Ibbenbüren ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Erste Gespräche zu diesem Projekt fanden bereits 2014 statt zwischen dem NeSSt - Netzwerk Schlaganfall Steinfurt e.V. - und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Vor einem Jahr schließlich gelang die Umsetzung. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch die Stiftung Wohlfahrtspflege und die Mathias-Stiftung als Träger des Klinikums.