Es geht nicht mehr voran
Akutklinik, stationäre Reha und anschließend ambulante Verordnungen, ein bis zwei Therapieeinheiten pro Woche – so sieht ein typischer Behandlungsverlauf nach Schlaganfall aus. Viele Patienten klagen, dass sie nach ersten, schnellen Fortschritten in der Reha im späteren Verlauf das Gefühl haben, nicht mehr voranzukommen.
So erging es auch der 22-jährigen Johanna. Auf den ersten Blick sieht man der Studentin nicht an, was sie in ihrem jungen Leben schon ertragen und anschließend geleistet hat. Schwere Hirnblutung mit 19, Halbseitenlähmung, viele Monate stationäre Reha. Gehen funktioniert wieder, das Problem der Studentin ist ihre rechte Hand. Gerade ist sie zum dritten Mal in der Ergotherapie Laborn in München, jeden Tag, drei Wochen lang.
Robotik erfordert hohe Investitionen
Die Laborns – Vater Michael, Mutter Susanne und Tochter Tina – haben ein Intensivprogramm zur Arm-/ Handrehabilitation nach Schlaganfall aufgestellt. Die Therapien dauern 3 bis 6 Stunden täglich über einen Zeitraum von 10 bis 15 Tagen. Die Praxis kombiniert klassische Ergotherapie mit zehn hochmodernen, robotikgestützten Trainingsgeräten. Die Entscheidung haben sich die Laborns nicht leicht gemacht, schließlich mussten sie viel Geld investieren.
Technik und Mechanik sind komplex, doch das Prinzip der Robotik ist simpel. Patienten trainieren Arm, Hand oder Finger durch spielerische Anreize auf einem Bildschirm, Erfolge werden sofort honoriert durch einen höheren Punktestand. Die Therapie geschieht immer in 1:1-Betreuung, die Therapeutin kann den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben laufend anpassen.
Ständige Wiederholung bringt Erfolg
Ständige Wiederholung bringt den Erfolg in der Armrehabilitation, das haben viele Studien bewiesen. Deshalb sagt man, Therapie sei harte Arbeit. Doch in dieser Kombination spüren die Patienten recht wenig davon. „Eine solche Wiederholungsrate erreichen wir nur mit robotikgestützter Therapie“, sagt Tina Laborn.
Die Laborns sind überzeugt, dass eine Intensivtherapie Menschen in jedem Alter und in jeder Phase hilft. „Wir Rehabilitation hatten Patienten mit einem frischen Schlaganfall und andere, bei denen der Schlaganfall über 20 Jahre zurücklag, alle haben profitiert“, sagt Praxisgründer Michael Laborn. Studentin Johanna jedenfalls ist begeistert: „Die Therapie ist so effektiv, dass ich in nur 13 Tagen mehr Fortschritte gemacht habe als in dem gesamten Jahr davor.“
Konzentration auf den kranken Arm
Der nachhaltige Erfolg von Therapie beruht nicht allein auf der Intensität, glaubt Michael Laborn. „Die Patienten müssen verinnerlichen, dass sie ihren Arm im Alltag ständig benutzen“, sagt er. Es sei Teil des Konzeptes, die Wahrnehmung für den kranken Arm zu verändern und im Laufe der Therapiezeit den „Schalter im Kopf“ umzulegen. „Denn die meisten haben das verlernt, sie schonen ihren Arm.“
Insofern unterscheidet sich das Intensivkonzept der Laborns deutlich von vielen Rehakliniken, wo Ergotherapeuten die Aufgabe haben, Patienten auf ihren Alltag vorzubereiten. Was häufig dazu führt, dass sie Kompensationsstrategien einüben, sprich: die gesunde Hand darin schulen, die Aufgaben der kranken zu übernehmen.
Kostenübernahme bleibt das Problem
Intensivprogramme dieser Art gibt es noch nicht oft. Die Anbieter haben es nicht leicht, da gesetzliche Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht übernehmen. Teilweise gewähren sie Zuschüsse im Rahmen von Einzelfallregelungen, je nach Kasse. Eine Therapiestunde kostet 120 Euro, da kommt schon was zusammen. Johannas Therapie wird rund 7.500 Euro kosten. Ihre Kasse hat die Übernahme abgelehnt.
Nun will Johanna versuchen, das Geld über ein sogenanntes Crowdfunding-Projekt im Internet einzuwerben, das heißt private Spender dafür zu gewinnen. Vielleicht gelingt es. Doch dass sie überhaupt so weit gehen muss, versteht die junge Frau nicht, „denn diese Therapie kann mir helfen, dass ich weniger Therapien im Alltag brauche, was sich auch für die Krankenkasse rentieren würde.“ Wahrscheinlich hat sie recht, aber so flexibel funktioniert das System leider nicht.
Erste Praxen und ambulante Zentren wie das Logozentrum Lindlar (Logopädie), das Perzeptionshaus Hainburg (Physiotherapie) oder die Praxis für Sensomotorik und Rehabilitation Hellmuth & Thiel in Potsdam (Physio-/Ergotherapie) bieten ihren Patienten Intensivprogramme an. Sie unterstützen in der Regel auch bei der Antragstellung an die Krankenkasse.