Selbsthilfe wirkt: Sie bieten den Austausch mit Gleichgesinnten

Zehn Tipps zur Gründung einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe

Wer keine Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in seiner Nähe hat, kann selbst eine gründen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hilft dabei.

Sie möchten sich mit anderen Schlaganfall-Betroffenen oder Angehörigen austauschen? Oder Sie arbeiten selbst im Gesundheitswesen und möchten Betroffenen die Gelegenheit bieten, Gleichgesinnte zu treffen?

Es gibt rund 360 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen in Deutschland – und doch fehlt in einigen Regionen das Angebot. Werden Sie selbst aktiv und gründen Sie eine Gruppe. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unterstützt Sie gerne dabei.

Hier unsere zehn wichtigsten Tipps

1. Suchen Sie sich Kooperationspartner

Sprechen Sie mögliche Kooperationspartner an, die Sie bei der Gründung und der späteren Arbeit der Selbsthilfegruppe unterstützen können. Die Partner können zum Beispiel einen kostenlosen Gruppenraum anbieten, beim Druck von Informationsmaterial helfen, finanzielle Unterstützung leisten oder sich an der Organisation von Veranstaltungen beteiligen. Mögliche Kooperationspartner sind zum Beispiel Akut- oder Rehakliniken, größere Arzt- oder Therapiepraxen, Wohlfahrtsverbände (Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz etc.), Vereine im Sozial- und Gesundheitswesen oder Weiterbildungseinrichtungen (Volkshochschule, Familienbildungsstätten etc.) Informieren Sie sich, welche Einrichtung bei Ihnen vor Ort für eine Kooperation infrage kommen würde.
 

2. Planen Sie eine Informationsveranstaltung

Organisieren Sie am besten gemeinsam mit dem Kooperationspartner eine Informationsveranstaltung. Beim ersten Treffen gilt es, grundlegende Fragen zu klären: Wie oft und wo trifft man sich? Welche Themen sollen im Fokus stehen? Steht die Gruppe nur Betroffenen oder auch Angehörigen offen? etc. Machen Sie sich zuvor eine Liste, welche Fragen Sie auf der Veranstaltung klären möchten. Überlegen Sie, ob Ihnen jemand bei der Veranstaltung helfen oder dort vortragen kann – zum Beispiel der Sprecher einer Selbsthilfegruppe aus einem anderen Ort, der schon mehr Erfahrung hat, oder ein Mitarbeiter eines Wohlfahrtsverbandes.
 

3. Informieren Sie die Öffentlichkeit

Damit die Menschen an einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe teilnehmen, müssen sie wissen, dass es sie gibt beziehungsweise geben wird. Deswegen ist eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Dies gilt übrigens nicht nur für die Anfangszeit, sondern dauerhaft. Überlegen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Kooperationspartner, auf welchen Wegen Sie Informationen verbreiten möchten: Meldungen an die lokale Presse / Handzettel in Kliniken, Praxen und Apotheken / Information von wichtigen Persönlichkeiten im Ort, zum Beispiel Politikern / Soziale Medien etc.
 

4. Suchen Sie Mitstreiter

Es ist toll, dass Sie die Initiative ergreifen und eine Schlaganfall-Selbsthilfegruppe gründen. Doch eine Person alleine kann nicht alle Aufgaben bewältigen. Deswegen suchen Sie sich – am besten bereits vor oder bei der Informationsveranstaltung – Mitstreiter. Wer kennt sich mit Buchhaltung aus? Wer formuliert gerne Texte für die Handzettel? Wer kann gegebenenfalls den Fahrdienst für die Teilnehmer übernehmen? Vereinbaren sie außerdem Vertretungen etc.
 

5. Planen Sie ein Programm

Die Teilnehmer von Selbsthilfegruppen haben nach dem Schlaganfall sicherlich viele offene Fragen. Welche Hilfsmittel machen für mich Sinn? Kann ich nach dem Schlaganfall wieder Auto fahren? Wie schaffe ich es, meinen Blutdruck zu senken oder mit dem Rauchen aufzuhören? Es gibt viele Themen, die Betroffene beschäftigen. Holen Sie sich dafür am besten Experten zum jeweiligen Thema mit ins Boot, die in ihrer Gruppe Vorträge halten oder Workshops anbieten können. Oft sind die Fachleute bereit, ehrenamtlich zu Selbsthilfegruppen zu kommen. Sollten Kosten für den Referenten anfallen, ist es möglich, einen Antrag bei der zuständigen Krankenkasse für das Projekt zu stellen.
 

6. Planen Sie gemeinsame Aktivitäten

In einer Selbsthilfegruppe geht es vor allem um den Umgang mit der Erkrankung – aber nicht nur! Die Gruppe bietet die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen und nach dem Schlaganfall wieder aktiv am Leben teilzuhaben. Regelmäßige gemeinsame Aktivitäten können den Zusammenhalt stärken, zum Beispiel Gruppengymnastik, Gesellschaftsspiele, Kegeln oder Ausflüge in die nähere Umgebung. Viele Gruppen organisieren auch öffentliche Veranstaltungen oder informieren Bürger mit einem Stand im Krankenhaus oder in der Innenstadt zum Thema Schlaganfall.
 

7. Stellen Sie die Finanzierung sicher

Selbst wenn Sie einen kostenlosen Raum zur Verfügung gestellt bekommen, braucht eine Selbsthilfegruppe eine gewisse finanzielle Grundlage – sei es für Kaffee und Kuchen, Honorare für Referenten oder den Druck von Handzetteln. Manche Selbsthilfegruppen erheben dafür einen Mitgliedsbeitrag, viele versuchen aber, darauf zu verzichten. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten sind pauschale oder projektbezogene Förderungen von Krankenkassen, Spenden, Unterstützung von Stiftungen und Wohlfahrtsverbänden, der Förderfonds der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe oder die Einnahmen aus Aktionen (z.B. Flohmärkte.)
 

8. Halten Sie sich an die Regeln der Selbsthilfegruppe

In einer Selbsthilfegruppe sollten bestimmte Voraussetzungen gegeben sein: Alle Mitglieder sind gleichberechtigt. Alle Mitglieder bestimmen über sich selbst, jeder kann entscheiden, was er tun möchte und was nicht. Jedes Mitglied ist für sein eigenes Tun und Handeln verantwortlich. Die Teilnehmer verpflichten sich zur Verschwiegenheit, in der Gruppe besprochene Inhalten bleiben in der Gruppe.
 

9. Entscheiden Sie sich für einen Status der Selbsthilfegruppe

Eine Selbsthilfegruppe ist prinzipiell bei der Gründung an keine rechtlichen Grundlagen gebunden. Eine Gruppe kann sich dazu entschließen, ein eingetragener Verein zu werden, der an gewisse gesetzliche Vorgaben gebunden ist. Der Vorteil: Ein Verein kann Spendenquittungen ausstellen, die die Spender steuerlich absetzen können.
 

10. Wenden Sie sich an die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Zu guter Letzt: Wenden Sie an uns! Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unterstützt Sie gerne bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe und beantwortet Ihre Fragen rund um das Thema. Wir stehen Ihnen gerne mit Ideen, Tipps und konkreten Hilfestellungen zur Seite – und das nicht nur in der Gründungsphase. Schlaganfall-Selbsthilfegruppen erhalten von uns unter anderem vier Mal jährlich das Gesundheitsmagazin Thala, Informationen zum Tag gegen den Schlaganfall im Mai und zum Weltschlaganfall-Tag im Oktober sowie Materialien für Ihre Info-Stände. Die Stiftung bietet zudem Fortbildungen für Gruppensprecher an.

 

Wissen weitergeben

Klaus-Dieter Niepötter brauchte lange, um seine Krankheit zu verarbeiten. Als er so weit war, gründete er eine Selbsthilfegruppe, um auch anderen zu helfen.



Stefan Stricker

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