Die Methode der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS)
Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist in der Neurologie nichts Neues. Magnetspulen werden auf dem Kopf des Patienten angebracht, die schwachen Strom durch die Schädeldecke schicken und so das Gehirn aktivieren. Untersuchungen zeigen, dass Patienten beim motorischen Training in der Physiotherapie oder Ergotherapie so bessere Ergebnisse erzielen. Eine Forschungsgruppe der Universität Tübingen hat diese Methode jetzt verfeinert.
"personalisierte Medizin" - TMS mit EEG kombinieren
Was die Tübinger entwickelt haben, bezeichnet man in der Fachwelt heute als „personalisierte Medizin“. Studienleiter Dr. Christoph Zrenner spricht gar von einem Paradigmenwechsel. Bisher gleicht der Einsatz von TMS in der Therapie einer Einbahnstraße. Magnetspulen senden Strom, doch was im Gehirn gerade passiert, wissen Arzt oder Therapeut nicht. Unter dem Strich profitieren Patienten von dieser Methode, besagen Studien, und diese Erkenntnis musste bisher reichen.
„Doch wenn man Gehirnströme ausmisst, beobachtet man, dass sie nicht linear sind“, sagt Zrenner. Soll heißen: Manchmal ist viel Aktivität in einer Hirnregion, im nächsten Moment dann weniger. Die Tübinger haben deshalb die Stimulation mit einem EEG kombiniert. Es misst jeweils die aktuellen Aktivitäten in einer Region und reguliert in Echtzeit die Stärke der Impulse. So soll jeder Patient die für sein Gehirn optimale Stimulation erhalten und die bestmöglichen Rehabilitationsergebnisse erzielen können.
Erste Studien testen einen Helm mit integrierten Magnetspulen
In ersten Studien testeten die Forscher ihr Verfahren über einen Zeitraum von sechs Wochen und erzielten damit bei ihren Patienten gute Fortschritte. Hinzu kommt, dass sie mit der neuen Methode das Gehirn künftig an mehreren Stellen gleichzeitig stimulieren wollen. Dazu entwickeln die Tübinger in einem großen Forschungsprojekt (ConnectToBrain) gemeinsam mit Kollegen aus Finnland und Italien einen Helm mit integrierten Magnetspulen. „Damit kann gezielt, schmerzfrei und nicht-invasiv jeder Ort der Großhirnrinde stimuliert werden“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Ulf Ziemann. 2023 werde die technische Entwicklung so weit sein, dass es erste klinische Studien mit der neuen Methode geben werde.