Kompetent bei kindlichem Schlaganfall

Das Thema kindlicher Schlaganfall ist selbst unter Fachleuten wie Kinderärztinnen und -ärzten, Therapierenden oder auch Rettungssanitätern oft wenig bekannt. Das möchte die Kinder Schlaganfall-Hilfe ändern und unterstützt deswegen verschiedene Forschungsprojekte.

Je kleiner die Kinder sind, desto weniger können sie sich mitteilen – das erschwert häufig die Diagnose. Deswegen werden viele Schlaganfälle, insbesondere bei Neugeborenen, oft nicht direkt erkannt. Erst mit der Zeit macht sich bemerkbar, dass ein Kleinkind zum Beispiel einen Arm nicht richtig einsetzt oder Schwierigkeiten hat, laufen zu lernen. Bisher gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Ursachen und die optimalen Therapien bei Kindern. Während es für erwachsene Schlaganfall-Betroffene seit vielen Jahren offizielle Behandlungsleitlinien gibt, sind diese für Kinder noch nicht erstellt.

Die Entwicklung ist dennoch positiv: Immer mehr ärztliches Fachpersonal und Einrichtungen beschäftigen sich mit dem Thema und auch die Öffentlichkeit wird zunehmend darauf aufmerksam.

Kooperationspartner der Kinder Schlaganfall-Hilfe

Die Kinder Schlaganfall-Hilfe unterstützt die Forschung mehrerer Kooperationspartner:

  • Universitätsklinikum Münster

Die Kinderklinik des Universitätsklinikums Münster hat sich zu einem Kompetenzzentrum für den kindlichen Schlaganfall herausgebildet. Mehr als 1.000 Kinder wurden dort bereits behandelt. Der Kinder- und Jugendmediziner Dr. Roland Sträter und sein Team bauen seit Jahren eine Datenbank zu kindlichen Schlaganfällen auf, mit deren Hilfe medizinische Informationen ausgewertet werden können. Die Kinder Schlaganfall-Hilfe unterstützt die Finanzierung des Projekts.

  • Dr. von Haunersches Kinderspital München

Während Deutschland bei der Akutversorgung von erwachsenen Schlaganfall-Betroffenen mit mehr als 320 zertifizierten Schlaganfall-Stationen inzwischen zur Weltspitze gehört, gibt es bei der Versorgung von Kindern noch großen Verbesserungsbedarf. Schlaganfälle bei Kindern werden oft nicht sofort erkannt, so dass es für eine Akutversorgung bereits zu spät ist. Am Dr. von Haunerschen Kinderspital des Universitätsklinikum München gibt es die erste auf Kinder spezialisierte Schlaganfall-Station Deutschlands, die von der Kinder Schlaganfall-Hilfe gefördert wird.

Bundesweite Arbeitsgruppe

Unter der Leitung von Dr. Lucia Gerstl vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München ist eine bundesweite Arbeitsgruppe zum kindlichen Schlaganfall entstanden. Mitglieder sind Experten aus ganz Deutschland, die es sich gemeinsam zum Ziel gesetzt haben, die Diagnostik und Therapie zu verbessern. Ziel ist es, Behandlungsleitlinien zu entwickeln, die Ärztinnen und Ärzten, Therapierenden und Pflegekräften ein Raster an die Hand geben, an das sie sich halten können. Damit wollen die Experten unter anderem Pflegekräfte in überfüllten Notaufnahmen dafür sensibilisieren, bei gewissen Symptomen einen Schlaganfall in Betracht zu ziehen und entsprechend schnell zu handeln.

Internationale Forschungsergebnisse

Experten unterscheiden den kindlichen und den neonatalen Schlaganfall. Rund ein Drittel der kindlichen Schlaganfälle passieren im Mutterleib oder während der Geburt (neonatal). Der Schlaganfall bei Neugeborenen trifft zu 60 Prozent Jungen. Nur selten versterben die Kinder daran, und nur 2 Prozent erleiden später weitere Schlaganfälle.

Der kindliche Schlaganfall (ab 3. Lebensjahr) verläuft in 15 Prozent der Fälle tödlich, weitere 15 Prozent der Kinder erleiden wiederholte Schlaganfälle. Mehr als 60 Prozent dieser Kinder haben in der Folge eine Hemiparese (halbseitige Lähmung), 15 Prozent eine Epilepsie. Allerdings werden rund 50 Prozent dieser kindlichen Schlaganfälle zunächst nicht erkannt.

Je früher Kinder einen Schlaganfall erleiden, desto stärker sind tendenziell die kognitiven Auswirkungen. Zwischen 10 und 30 Prozent der kindlichen Schlaganfälle sind kardiologisch bedingt. Diese Kinder haben mit rund 30 Prozent ein hohes Risiko für wiederholte Schlaganfälle. 30 bis 40 Prozent der schlaganfallbetroffenen Kinder hatten zuvor einen Infekt.

 

Quelle: Internationale Studienergebnisse, zusammengestellt und diskutiert auf dem Pediatric Stroke Tag 2016 am von Haunerschen Kinderspital München unter der Leitung von Dr. Lucia Gerstl