Plötzlich die Diagnose Schlaganfall
Kurz nach der Entlassung kam die Hebamme zum Hausbesuch – mit der Susanne Ortmeier unbedingt klären wollte, warum ihre Tochter schon seit dem Morgen nicht mehr getrunken hatte. Als die Hebamme feststellte, dass das Baby eine zu niedrige Körpertemperatur hatte, bestand sie auf einer Rückkehr in die Klinik.
Eine Blutuntersuchung zeigte einen deutlichen Mangel an roten Blutkörperchen. „Das ließ auf eine innere Blutung schließen“, erfuhren die Eltern. Nach einem Ultraschall des Kopfes „wurden auf einmal alle ganz schnell“, berichtet Susanne Ortmeier. Die Überwachungsgeräte zeigten Atemaussetzer, und noch in der Nacht wurde die Mutter informiert, dass ihre Tochter eine Einblutung im Hirn hatte. „Ich habe diese Aussage gar nicht begriffen, die Bedeutung nicht wahrnehmen können.“ Am nächsten Tag war dann die Rede von einem Schlaganfall.
Um bestmögliche Überwachung zu gewährleisten, lag Marie die ersten paar Tage auf der Intensivstation. Eine Operation kam nicht in Frage, weil die Blutung nicht hätte eingedämmt werden können und der kindliche Schädel so weich ist, dass er den entstandenen Druck ausgleichen kann. Stabil halten war die erste Devise, und sobald wie möglich mit der Reha beginnen.
Therapie von Anfang an
Also kam Marie bereits im Krankenhaus in der zweiten Lebenswoche zur Physiotherapie, und im Alter von fünf Wochen stellten ihre Eltern sie bei Dr. Ronald Sträter im Uniklinikum Münster vor.
Sträter bestätigte, dass die Hirnbereiche für die Bewegung der rechten Körperhälfte im Grunde komplett zerstört sind. Umso erfreuter war der Fachmann, dass Marie dennoch den rechten Arm und das rechte Bein bewegen kann. Und es kam noch besser: Sträter bescheinigte Marie gute Gerinnungswerte, alle Gefäße sind in Ordnung. „Sollten wir keine Fragen oder akuten Probleme haben, hat er uns entlassen bis zum Beginn von Maries Pubertät“, fassen Ortmeiers die gute Diagnose zusammen.
Ortmeiers sind überzeugt, dass dieser relativ gute Verlauf auf dem frühen Bemerken der Folgen und der sehr früh begonnenen Förderung beruht.
Auch Frühförderung erfährt Marie seit Mai 2017. Susanne Ortmeier: „Wir tun für Marie alles, was möglich und machbar ist.“ Wenn physiotherapeutische Übungen nach Vojta für dreimal täglich empfohlen werden, dann machen Ortmeiers das so: „Wir haben ja gesehen, dass es wirkt.“
Die Frage nach dem Warum sei natürlich auch dagewesen, wurde aber schnell wieder fallen gelassen. „Das bringt uns ja nicht wirklich weiter“, so Johannes Ortmeier. „Und wir sind viel mehr als `Kind mit Schlaganfall`, wir sind eine komplette Familie, wir sind auch die Eltern von Leonie, wir sind ein Paar, und natürlich Einzelpersonen.“
Noch ist nicht ganz klar, wie sich ihre Tochter weiterentwickeln wird. Doch für die Eltern steht fest: „Wir wollen einfach nur das Beste für Marie. Sie soll einmal ein selbstbestimmtes Leben führen und selbst entscheiden können.“
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