Ärzte in Japan oder China behandeln Schlaganfall-Betroffene an vielen Kliniken ganz selbstverständlich mit Akupunktur – zum Teil bereits in der Notaufnahme. In Polen nutzen Physiotherapeuten die kleinen Nadeln gerne, um bessere Therapieergebnisse zu erzielen. Hierzulande ist die Akupunktur für Schlaganfall-Betroffene noch eher eine Randerscheinung. Krankenkassen übernehmen die Anwendung meist nur bei Knie- oder Rückenschmerzen.
Akupunktur als sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Therapien
Dabei kann die Akupunktur auch in anderen Bereichen helfen. "Sie wirkt schmerzlösend, beruhigend, antidepressiv, angstlösend und muskelentspannend", erklärt Prof. Dominik Irnich, Leiter der interdisziplinären Schmerzambulanz am Universitätsklinikum München und Vorsitzender der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA). Er hat sich bereits während des Studiums vor mehr als 20 Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt und später darüber promoviert und habilitiert. "Akupunktur ist kein Wundermittel, aber für viele Menschen eine sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Therapien", sagt er. "Nach etwa zehn Sitzungen können die Patienten gut einschätzen, ob sie Verbesserungen bemerken."
Darauf sollten Patientinnen und Patienten achten
Schlaganfall-Betroffenen rät der Fachmann vor allem die "Yamamoto Neue Schädelakupunktur" oder Elektrostimulationen. "Wichtig ist, dass der Akupunkteur oder die Akupunkteurin eine fundierte Ausbildung hat, die am besten über die Grundausbildung hinausgeht", sagt Irnich. Das könne zum Beispiel das "B-Diplom" sein, der "Meister der Akupunktur DÄGfA" oder andere, weitreichendere Fortbildungen.
In Deutschland ist die Anwendung Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Unter den Ärzten sind viele Orthopäden und Allgemeinmediziner vertreten, bisher nur wenige Neurologen. "Patienten sollten darauf achten, dass der Akupunkteur auch eine normale, westliche Diagnose erstellt und sich Zeit nimmt, eine individuelle Therapie auszuarbeiten", erklärt Irnich.
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„Therapie mal anders“ stellt Therapiemethoden vor, die nicht immer wissenschaftlich belegt sind, aber von Schlaganfall-Betroffenen häufig als hilfreiche oder angenehme Ergänzung zu den klassischen Therapien empfunden werden.