Wieder gut laufen können. Das ist für viele Schlaganfall-Betroffene das wichtigste Ziel in ihrer Physiotherapie. Sie trainieren auf dem Laufband, üben mit Rollator oder erhalten spezielle Schienen als Hilfsmittel. Doch auch tierische Therapeuten können helfen, das Ziel zu erreichen: Pferde.
Wer auf einem gehenden Pferd sitzt wird bewegt, als ob er selbst gehen würde
"Wer auf einem gehenden Pferd sitzt wird bewegt, als ob er selbst gehen würde“, erklärt Corinna Wagner, Sprecherin und Ausbilderin beim Deutschen Kuratorium für therapeutisches Reiten. "Das Becken, die Wirbel, Hals und Kopf – alles kommt in Bewegung."
Doch das zu erleben, kostet viele Patientinnen und Patienten Überwindung, weiß Wagner aus Erfahrung: "Die meisten haben großen Respekt vor dem Tier. Sich trotzdem zu trauen, setzt großes Vertrauen in das Pferd, aber auch in das Team voraus", sagt sie. "Dafür ist die Freude vor allem nach der ersten Therapiestunde meist umso größer. Bisher hatte jeder danach ein Lächeln im Gesicht oder sogar Freudentränen in den Augen stehen. Das stärkt das Selbstbewusstsein."
Auch Nicht-Gehfähigen Patientinnen und Patienten können Fortschritte machen
Selbst aufs Pferd steigen können, muss selbstverständlich niemand. Über eine Rampe und mit einem Lifter geht es auf den Pferderücken, so dass die Therapie auch für Menschen infrage kommt, die nicht laufen können. "Auch bei Nicht-Gehfähigen Schlaganfall-Betroffenen bemerken wir die Fortschritte. Sie können besser sitzen, der Transfer zum Beispiel ins Auto klappt besser." Außerdem reduziere sich bei Menschen mit spastischer Bewegungsstörung der Muskeltonus. Sogar die Sprache kann das Reiten beeinflussen: Wenn sich die Wirbelsäule aufrichtet, funktioniert die Atmung besser, es fällt leichter, laut zu sprechen.
Die Therapie muss ärztlich verordnet werden, die Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel allerdings nicht. Wagners Tipp: "Wer es nicht selbst zahlen kann, kann Spendenaktionen starten oder bei lokalen Vereinen und Hilfsorganisationen um einen Zuschuss bitten."
Info
Der Beruf „Hippotherapeut“ ist nicht geschützt. Therapeuten, die durch das Deutsche Kuratorium für therapeutisches Reiten zertifiziert sind, erfüllen unter anderem folgende Voraussetzungen: Ausbildung zum Physiotherapeuten, Reitabzeichen in verschiedenen Disziplinen, 400 Stunden theoretische und praktische Ausbildung.
„Therapie mal anders“ stellt Therapiemethoden vor, die nicht immer wissenschaftlich belegt sind, aber von Schlaganfall-Betroffenen häufig als hilfreiche oder angenehme Ergänzung zu den klassischen Therapien empfunden werden.