Musik spielt bei vielen Menschen eine große Rolle im Leben – egal, ob sie selbst ein Instrument spielen, zu Hause ihre Lieblingsmusik genießen oder in der Disko tanzen.
Musik hilft auch bei neurologischen Patienten
Und auch in der Therapie nimmt die Musik eine immer größere Rolle ein – zurecht, wie Dr. Stefan Mainka von den Kliniken Beelitz findet. "Das Schöne ist: Die Musik hilft in vielen verschiedenen Bereichen, auch bei neurologischen Patientinnen und Patienten", sagt der studierte Musiktherapeut. Bei Aphasikern mit schweren Sprachstörungen bleibt die Singfähigkeit oft erhalten, das Spielen eines Instruments schult die Konzentration. Stefan Mainka arbeitet heute mit Parkinson-Betroffenen, doch in seiner Promotion hat er die Wirkung von Musik auf die Gangrehabilitation von Schlaganfall-Betroffenen untersucht. Das Ergebnis war eindeutig: Die Musik wirkte quasi ab dem ersten Ton. Die Betroffenen hatten dank musikalischer Begleitung ein besseres Gangbild auf dem Laufband. Sie liefen stabiler und waren motivierter.
Die Wirkung von Musik
Die Wirkung von Musik auf Menschen mit schweren neurologischen Störungen wird bereits seit den 80er Jahren erforscht. "Die richtigen Klänge können zum Beispiel Wachkoma-Patienten beruhigen", erklärt der Experte. "Doch egal, ob man einem Patienten etwas vorspielt oder ihn selbst spielen lässt. Wichtig ist, die Reaktionen im Blick zu behalten und die Betroffenen weder zu unter- noch zu überfordern." Vor allem, wenn ein Patient sich nicht mehr äußern kann, sei es wichtig, die Reaktion auf Musik zu beobachten. "Wenn jemand eine Hirnschädigung erlitten hat, kann es sein, dass er nicht mehr die gleiche Musik hören mag wie zuvor oder ihn die Eindrücke überfordern", betont Mainka. "Musik ist immer eine Tür zu den Emotionen. Sie kann helfen, traumatische Ereignisse wie einen Schlaganfall zu verarbeiten, kann aber auch negative Gefühle auslösen."
Viele Reha-Kliniken bieten die Musiktherapie inzwischen für einzelne Patientinnen und Patienten oder in kleinen Gruppen an. Die meisten können die Therapie nach der Entlassung jedoch nicht fortsetzen. Zum einen, weil es nicht flächendeckend ambulantes therapeutisches Personal gibt, zum anderen, weil die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen. "Derzeit wird die Musiktherapie als ambulantes Heilmittel ausgeschlossen. Wir setzen uns dafür ein, dass es zukünftig nicht mehr auf der ‚roten Liste‘ der Krankenkassen steht und zumindest die Möglichkeit der Kostenübernahme besteht", erklärt Mainka
Weitere Informationen
„Therapie mal anders“ stellt Therapiemethoden vor, die nicht immer wissenschaftlich belegt sind, aber von Schlaganfall-Betroffenen häufig als hilfreiche oder angenehme Ergänzung zu den klassischen Therapien empfunden werden.