Influenza birgt Gefahren
Bei einer virtuellen Pressekonferenz erörterten die Mediziner vor allem die Zusammenhänge von Infektionen und Schlaganfällen. Ob COVID-19 oder Influenzagrippe – viele Infektionskrankheiten erhöhen das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen des Gefäßsystems wie für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Laut einer Metaanalyse, in die Ergebnisse aus zwölf klinischen Studien eingeflossen sind, ist das Risiko, an einem ischämischen Schlaganfall zu erkranken, also einem Gefäßverschluss im Gehirn, einen Monat nach akuten Infektionen um mehr als das Doppelte erhöht. Das Schlaganfall-Risiko ist vor allem nach akuten Infektionen der Atem- und der Harnwege erhöht.
Infektionen erhöhen Risiko für Thrombosen
In den ersten drei Tagen nach einer Infektion ist es besonders hoch, danach sinkt das Risiko langsam wieder ab. Infektionen können das Blutgerinnungssystem aktivieren, sie erhöhen so das Risiko für Thrombosen und Embolien. Prof. Dr. Armin Grau, 2. Vorsitzender der DSG, empfiehlt daher Personen mit Gefäßrisikofaktoren sowie Patienten, die schon einmal einen Schlaganfall hatten, sich jährlich gegen die Influenzagrippe impfen zu lassen. Das würde auch den aktuellen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) entsprechen. Eine aktuelle Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Grippeschutzimpfung des Schlaganfall-Risiko um rund 18 Prozent senke.
Covid-19 trifft Schlaganfall-Betroffene härter
Die Zusammenhänge zwischen Infektionskrankheiten und Schlaganfällen sind jedoch nicht nur einseitig. „Zudem haben SARS-CoV-2-Kranke mit einer Behinderung aufgrund eines früheren Schlaganfalls einen schwereren Krankheitsverlauf als vorher Gesunde. Sie gehören daher – ähnlich wie Immungeschwächte – zu einer Risikogruppe, die durch SARS-CoV-2 besonders gefährdet ist“, sagt Professor Steinmetz. Schlaganfall-Betroffene sollten daher in dieser Pandemie ganz besonders aufmerksam sein.
Telemedizin unverzichtbar für die Versorgung
Ein weiteres Thema der DSG-Pressekonferenz war die Telemedizin. 23 telemedizinische Netzwerke für die Schlaganfall-Versorgung gibt es mittlerweile in Deutschland. In ihnen sind über 200 Kliniken vernetzt. Die Telemedizin soll insbesondere ländlich gelegenen Kliniken ohne neurologische Expertise ermöglichen, sich mit Experten in Schlaganfall-Zentren zu beraten. So können zum Beispiel zeitraubende Verlegungen vermieden werden, die zu schweren Behinderungen der Patienten führen könnten. 2018 wurden in Deutschland auf diese Weise bereits 38.000 Schlaganfall-Patienten behandelt.
Corona und Schlaganfall
Antworten auf Fragen, die uns zu diesem Thema erreichten, haben wir hier für Sie zusammengestellt.