Etwa 70 Prozent der Deutschen sind bereits gegen Corona geimpft. Inzwischen gibt es bereits die Folgeimpfungen für bestimmte Personengruppen.
Kann sich eine Corona-Infektion bei Schlaganfall-Betroffenen anders auswirken?
Grundsätzlich sind die Verläufe einer Corona-Infektion sehr individuell und unterschiedlich ausgeprägt. Bei Schlaganfall-Betroffenen kann es gewisse Faktoren geben, die das Risiko für einen schwereren Verlauf oder ausgeprägtere Spätfolgen erhöhen – dies hängt unter anderem auch von den Ursachen und Folgen des Schlaganfalls ab.
Zum Beispiel:
- Bei bestimmten Lähmungen kann es sein, dass die Atmung nicht mehr so kräftig ist wie bei gesunden Menschen. Eine etwas verminderte Lungenleistung kann zu schwereren Auswirkungen einer Corona-Infektion führen.
- Das Gehirn ist bereits vorgeschädigt. Bleiben durch eine Corona-Infektion Langzeitfolgen, wie beispielsweise eine chronische Müdigkeit (Fatigue), können diese ausgeprägter sein als bei vorherig gesunden Patienten.
Deswegen hatten Schlaganfall-Betroffene, als noch nicht ausreichend Impfstoff für alle zur Verfügung stand, eine erhöhte Priorisierung.
Was müssen Schlaganfall-Betroffene bei der Impfung beachten?
Schlaganfall-Betroffene mit einer halbseitigen Lähmung sollten sich in den gesunden Arm impfen lassen. Der Lymphabfluss funktioniert auf der gesunden Seite in der Regel besser.
Birgt die Impfung besondere Risiken für Schlaganfall-Betroffene?
Schlaganfall-Betroffene haben allein aufgrund des Schlaganfalls kein erhöhtes Risiko für Impf-Nebenwirkungen. Viele Patienten mit Vorhofflimmern oder Schlaganfällen nehmen allerdings Gerinnungshemmer zur Blutverdünnung.
Diese Patienten sollten Folgendes beachten:
- Grundsätzlich rät das Expertengremium der Ständigen Impfkommission auch Patienten unter Antikoagulation (Gerinnungshemmer) zur Covid-19-Impfung.
- Die Impfung muss intramuskulär, also in den Muskel, verabreicht werden. Andere Methoden – zum Beispiel unter die Haut oder in die Venen – kommen nicht infrage.
- Bei einer intramuskulären Impfung besteht für Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, eine erhöhte Gefahr von Einblutungen. Deswegen sollte eine sehr feine Injektionskanüle genutzt werden und die Einstichstelle sollte nach der Impfung mindestens zwei Minuten fest komprimiert werden.
- Bei den betroffenen Patienten ist eine verlängerte Nachbeobachtungszeit von bis zu 30 Minuten (statt 15 Minuten) nach der Impfung empfohlen.
- Es besteht eventuell die Möglichkeit, die Medikamente vor der Impfung abzusetzen. Dies muss unbedingt in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt geschehen, nicht eigenständig.
Meine zweite Impfung ist bereits mehr als sechs Monate her. Brauche ich jetzt eine Folgeimpfung, die so genannte Booster-Impfung?
Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, hat Informationen und seine Tipps zur Booster-Impfung zusammengestellt:
- Die Booster-Impfung stellt nicht nur den Immunisierungszustand nach der 2. Impfung wieder her, sondern die Immunität wird besser als nach der 2. Impfung.
- Vier Wochen nach der 3. Impfung sind die Antikörper wesentlich erhöht. Damit ist man auch besser vor der Delta-Variante geschützt.
- Bei anderen Impfungen sind drei Impfungen bereits üblich, z.B. bei Tetanus, Polio, Diphterie etc. Es würde jeder – unabhängig von Alter oder Vorerkrankung – von einer dritten Impfung profitieren. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist die 3. Impfung allerdings relevanter. Außerdem bilden ältere Menschen weniger Antikörper, weswegen auch bei ihnen die 3. Impfung relevanter ist. Bei jüngeren, gesunden Menschen ist der Booster noch nicht notwendig.
- Die 3. Impfung verringert das Risiko zur Weitergabe des Virus noch erheblicher als die ersten Impfungen. Deswegen ist eine 3. Impfung auch für junge, gesunde Menschen jetzt bereits ratsam, die im ärztlichen, pflegerischen oder therapeutischen Bereich arbeiten.
- Bei der einmaligen Impfung mit Johnson&Johnson gibt es die meisten Impf-Durchbrüche, also Menschen, die trotz Impfung am Corona-Virus erkranken. Deswegen sollen diese Personen ab vier Wochen nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstopp ein zweites Mal geimpft werden.
- Die Antiköper müssen vor der 3. Impfung nicht bestimmt werden.
Weitere Infos unter Epidemiologisches Bulletin 39/2021 (rki.de)
Ist eine vierte Impfung für Schlaganfall-Betroffene sinnvoll?
Eine dritte Impfung kann bei der Omikron-Variante die meisten schweren Verläufe verhindern – auch bei Risiko-Patienteninnen und Patienten. Eine vierte Impfung kann für Schlaganfall-Betroffene trotzdem sinnvoll sein. Denn das Ansteckungsrisiko ist durch die neue Virusvariante hoch. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat hier eine entsprechende Empfehlung für Menschen ab 70 und Menschen mit Immunschwäche, beispielsweise nach Schlaganfall, bereits ausgesprochen. Die insgesamt vierte Impfdosis sollten entsprechende Personen frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischung erhalten. Eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) gibt es noch nicht. Die DGN wertet laufend aktuelle wissenschaftliche Studien aus und leitet daraus Empfehlungen für neurologisch erkrankte Patientinnen und Patienten ab.
Sollten Schlaganfall-Patientinnen und Patienten auf einen Omikron angepassten Impfstoff warten?
Im März 2022 soll bereits ein an die Virusvariante Omikron angepasster Impfstoff auf den Markt kommen. Jüngere Menschen und Nicht-Risikopatienten sind laut Experten und Expertinnen mit der dritten Impfung bereits gut immunisiert – auch gegen Omikron. Ältere, insbesondere hochbetagte Menschen und viele Schlaganfall-Patientinnen und Patienten verfügen oft über ein geschwächtes Immunsystem. Sie sollten nicht auf die angepasste Variante warten, denn eine Booster-Impfung mit einem der bisherigen Impfstoffe schützt laut Fachleuten gut vor schweren Verläufen.
Ich hatte kurz nach meiner Impfung einen Schlaganfall und vermute die Impfung als Ursache. Was kann ich tun?
Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Da bereits etwa 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, ist es – rein statistisch – wahrscheinlich, dass einzelne Menschen kurz nach ihrer Impfung einen Schlaganfall erleiden. Ob ein Schlaganfall in direktem Zusammenhang mit der Impfung steht, muss individuell abgeklärt werden.
Wenn der Verdacht besteht, dass es sich um eine Nebenwirkung der Impfung handelt, kann dies dem Paul-Ehrlich-Institut mitgeteilt werden. Dies können die behandelnden Ärzte übernehmen, gegebenenfalls aber auch die Betroffenen selbst:
Bitte sprechen Sie Ihre individuellen Risiken und Maßnahmen vorab mit Ihrem behandelnden Arzt ab.
Grundsätzlich ist es wichtig, auch den Impf-Arzt vor Ort über jegliche Vorerkrankungen, Allergien und Medikamenteneinnahmen zu informieren.
Weiterführende Informationen vom Bundesministerium für Gesundheit, der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut
Wie funktioniert ein mRNA Impfstoff?
Mit freundlicher Genehmigung der Apotheken-Umschau