Kein Warten auf Bescheid der Krankenkasse
Nach der Akutklinik geht es für viele Schlaganfall-Patienten in die Reha. Dafür gibt es ein Antragsverfahren, das in der Regel durch den Sozialdienst eingeleitet wird. Rehabilitanden benötigen die Zustimmung ihrer Krankenkasse. In der ersten Phase der Pandemie im April/Mai 2020 wurde dieses Verfahren ausgesetzt, um Verlegungen zu beschleunigen. Krankenhausbetten sollten nicht aufgrund langwieriger Verwaltungsakte durch Patienten „blockiert“ werden, die eigentlich schon hätten entlassen sein können. Die Akutkliniken leiteten die Rehabilitation und Verlegung direkt ein, ohne auf den Bescheid der Kasse warten zu müssen.
Patientengruppen wurden verglichen
Eine Gruppe von Neurologen hat jetzt analysiert, welche Auswirkungen dieses vereinfachte Verfahren auf das System und das Wohl der Patienten hatte. Untersucht wurden die Daten von gut 300 Patienten aus vier neurologischen Rehabilitationskliniken. Sie wurden verglichen mit den Krankheitsverläufen ähnlich betroffener Patienten vor der Pandemie.
7 bis 10 Tage früher in der Reha
Die Vereinfachung des Verfahrens sorgte dafür, dass Patienten kürzere Zeit in den Akutkliniken verbrachten. Die schwerer betroffenen Patienten kamen durchschnittlich 7 Tage früher in die Reha, die mäßiger betroffenen sogar 10 Tage früher. Profitieren konnten davon insbesondere die schwerer Betroffenen, sie zeigten am Ende der Maßnahme ein besseres Rehabilitationsergebnis. Nachgewiesen wurde dies durch den Barthel-Index, eine international anerkannte Methode zur Messung der Selbständigkeit von Patienten.
Schnelle Mobilisation hilft den Patienten
Die Autoren der Studie vermuten, dass die besseren Rehabilitationsergebnisse auf die schnellere Mobilisation zurückzuführen sind. Einerseits ist bekannt, dass die funktionelle Erholung nach einem Schlaganfall größer ist, je früher die Therapie einsetzt. Andererseits kommt es gerade bei älteren Patienten sehr schnell zu einem Muskelabbau, wenn sie nicht mobilisiert werden. Bei einem verspäteten Beginn der Reha verschlechtern sich demnach ihre Ausgangsvoraussetzungen für einen Erfolg der Therapien.
Ersparnis durch weniger Krankenhaustage
Die Autoren veröffentlichten ihre Studie jetzt im Deutschen Ärzteblatt. Sie plädieren für die Beibehaltung des verkürzten Verfahrens. „Angesichts von circa 150.000 neurologischen Anschlussrehabilitationen in Deutschland zeigt unsere Erhebung, dass die Abschaffung des Bewilligungsverfahrens allein in der Neurologie pro Jahr bis zu 1,5 Millionen Krankenhaustage und damit über eine Milliarde Euro Kosten einsparen könnte“, schreiben sie.