Der erste Schlaganfall traf Wolfgang Finke bereits hart, weil er die Symptome nicht erst nahm und sich schlafen legte. Als er am Morgen darauf aufwachte, war seine rechte Körperhälfte gelähmt. In der Rehaklinik passierte es ein zweites Mal, dieses Mal noch härter: Intensivstation, anschließend sechs Monate stationäre Rehabilitation! Bei seiner Entlassung ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall wurde er noch liegend nach Hause transportiert.
Das stellte den Rheda-Wiedenbrücker vor große Herausforderungen. Finke lebt allein, seine Wohnung in der Altstadt von Wiedenbrück liegt im 1. Stock. „Die ersten Wochen habe ich mich gar nicht rausgetraut“, erinnert sich der ehemalige Lagerist. Seinen Job musste er aufgeben, nach kurzer Zeit wurde er berentet. Doch seine Sportlichkeit und sein positives Denken kamen ihm zugute. Mit der Zeit wurde sein Gang am Rollator immer besser und sicherer.
Warum hat es mich getroffen?
Was er falsch gemacht hat? Wolfgang Finke weiß es nicht. Er hat nie geraucht, ist Rennrad gefahren, hatte kein Übergewicht. Die Ursache für seine Schlaganfälle wurde nie gefunden, und dennoch hat er nicht mit seinem Schicksal gehadert. „Man muss es akzeptieren und das Beste daraus machen“, sagt der 65-Jährige. Mittlerweile ist er täglich mit seinem Rollator unterwegs durch die Altstadt. Begleitet wird er dabei neuerdings häufiger von Hans-Georg Wellerdiek.
Ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer unterstützen im Alltag
2016 absolvierte Hans-Georg Wellerdiek als einer der ersten die Schulung zum ehrenamtlichen Schlaganfall-Helfer bei der Diakonie Gütersloh, initiiert durch die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Seither ist der sportliche Pensionär ehrenamtlich aktiv. Im Berufsleben war er technischer Leiter in der Industrie. „Ich hatte viel Glück im Leben und will ein bisschen davon zurückgeben“, erklärt der 74-Jährige seine Motivation, anderen Menschen zu helfen.
An „seinen“ ersten Patienten als ehrenamtlicher Schlaganfall-Helfer kann sich Hans-Georg Wellerdiek noch gut erinnern. „Er war auch stark gehbehindert, konnte nur wenige Schritte machen, also haben wir immer Gangtraining gemacht. Nach sieben Monaten konnte er wieder eine Stunde am Stück laufen.“ Die gemeinsamen Ausgänge stehen jetzt auch mit Wolfgang Finke regelmäßig auf dem Programm. „Wir schauen immer, was gerade zu erledigen ist, und machen das dann gemeinsam“, so Wellerdiek.
Die Chemie zwischen beiden stimmt
Alle 14 Tage besucht er Wolfgang Finke in seiner Wohnung. „Wenn der Termin näherkommt, freue ich mich immer schon“, sagt Finke. Durch seinen eingeschränkten Aktionsradius leiden auch die sozialen Kontakte, Corona kam noch hinzu. Seit Februar 2022 treffen sich die beiden regelmäßig. Bei ihren Erledigungen kommt auch der gesellige Teil nicht zu kurz, in der Regel kehren sie noch auf Kaffee und Kuchen ein. Die beiden verstehen sich gut, die „Chemie“ stimmt. Das ist wichtig, denn „es gibt ja auch Dinge, die will man nicht mit jedem besprechen“, sagt Wolfgang Finke.
Projekt Schlaganfall-Helfer
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