"Sie war uns eine große Stütze"

"Sie war uns eine große Stütze"

Vier lange Monate verbrachte Jürgen Kunze nach seinem Schlaganfall in Kliniken. Eine wichtige Unterstützung in dieser Zeit war Schlaganfall-Lotsin Jenny Wiesner.

Es war Anfang August 2019. Schon seit Tagen hatte der Paderborner über Kopfschmerzen geklagt, behandelte sich selbst mit Aspirin. Als er schließlich Doppelbilder sah, ging er zum Neurologen. Und dann ging alles ganz schnell, an die folgenden Tage hat Jürgen Kunze keine Erinnerung mehr. Bewusstlos mit einer schweren Hirnblutung kam er ins St. Vincenz Krankenhaus in Paderborn. "Das war schlimm, ihn da liegen zu sehen", erinnert sich seine Partnerin Regine Ellmann.

Mit der Schlaganfall-Lotsin zurück ins Leben

Die Akutbehandlung zog sich über Wochen. Und selbst von seiner Verlegung in die Frührehabilitation nach Hofgeismar bekam Jürgen Kunze nichts mit. Erst in der hessischen Klinik kam er wieder zu Bewusstsein und bekam erstmals seine Schlaganfall-Lotsin Jenny Wiesner zu Gesicht. Sie hatte ihn nach Zustimmung seiner Lebensgefährtin auf der Schlaganfall-Station in Paderborn in ihr Betreuungsprogramm aufgenommen. Im Rahmen des großen Modellprojektes STROKE OWL erprobt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe den Einsatz von Patientenlotsen. Das erste Jahr nach dem Schlaganfall stehen sie den Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen zur Seite.

Schlaganfall-Lotsen unterstützen bei allen Fragen

"Sie hat alles organisiert, was wir nicht konnten", sagt Regine Ellmann dankbar. "Man weiß in so einer Situation ja gar nicht, worum man sich alles kümmern muss." Nach der Frühreha ging es für Jürgen Kunze weiter in die weiterführende Rehabilitation in Bad Driburg. Als er schließlich Anfang Dezember wieder nach Hause zurückkehrte, hatte er insgesamt vier Monate in Kliniken verbracht. Schlaganfall-Lotsin Jenny Wiesner begleitete das Paar auch weiterhin. So half sie beispielsweise beim Antrag auf einen Schwerbehinderten-Ausweis und kümmerte sich um Therapeuten, die auch Hausbesuche machen. "Sie war uns wirklich eine große Stütze", sagt Jürgen Kunze.

Austausch mit Gleichgesinnten beim Workshop

Dass der Elektrotechniker noch einmal in seinen Beruf zurückkehren kann, ist unwahrscheinlich. Dennoch hat er in der Rehabilitation und Nachsorge große Fortschritte gemacht. Ende Oktober besuchte das Paar den Workshop 55+ der Schlaganfall-Hilfe in Duisburg. Hier nahmen der passionierte Sportler und seine Partnerin gerne die Bewegungsangebote in Anspruch.

Besonders gespannt war Jürgen Kunze auf eine Übungseinheit mit Fahrradcoach Christian Burmeister, weil er so gerne wieder auf den Fahrradsattel zurückzukehren würde. Körperlich sieht das schon wieder gut aus, doch noch leidet Jürgen Kunze unter einer starken Sehschwäche. "Ich hoffe, dass das noch besser wird", sagt er. "Bis dahin mache ich einfach so weiter wie bisher und setze auf tägliches Training."

Projekt Schlaganfall-Lotsen

Die Schlaganfall-Lotsen in der Modellregion Ostwestfalen-Lippe helfen auch weiterhin Patientinnen und Patienten zurück ins Leben. Nach Abschluss der Modellphase haben sich die Krankenkassen zu einer Weiterfinanzierung bereiterklärt. Denn nahezu alle Patienten nahmen das Unterstützungsangebot dankbar an. Und die Effekte der Hilfe sind bereits messbar: Zwei Drittel der Patienten gab zum Beispiel an, dass sie durch die Lotsen auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme achten, rund 60 Prozent achten jetzt auf tägliche Bewegung und messen ihren Blutdruck - allesamt gute Voraussetzungen, um einen wiederholten Schlaganfall zu verhindern.

Erfahren Sie mehr über das Projekt STROKE OWL.