Eine Erfolgsgeschichte
Stroke Units in Deutschland sind eine Erfolgsgeschichte. Wer hier behandelt wird, hat eine höhere Überlebenschance und geringere bleibende Behinderungen, das beweisen Studien. Aktuell sind in Deutschland 342 Stroke Units durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert. Unterschieden wird bei der Zertifizierung zwischen regionalen und überregionalen sowie telemedizinisch vernetzten Stroke Units. Eine leitliniengerechte Versorgung von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten gewährleisten alle. Sie verfügen über speziell ausgebildete Fachkräfte in Medizin, Pflege und Therapie und die notwendigen Apparaturen.
Qualität ist Erfahrungssache
Unterschiede bestehen jedoch in der Bandbreite ihrer Leistungsfähigkeit, nicht alle Kliniken können jede Behandlungsform anbieten. So ist beispielsweise die Thrombektomie, die mechanische Entfernung großer Gefäßverschlüsse durch einen Katheter, oft nur an überregionalen Stroke Units möglich. Mindestens 35 solcher Eingriffe pro Jahr muss eine Klinik nachweisen, um als überregionales Schlaganfall-Zentrum anerkannt zu werden. Das soll gewährleisten, dass die Neuroradiologen, die diese Eingriffe durchführen, über die notwendige Erfahrung verfügen.
Herausforderung Personalmangel
Eine Herausforderung für nahezu alle Kliniken ist der Personalmangel. Hohe Ausfallquoten durch Covid-19 tun ihr Übriges. Immer wieder kommt es zu Abmeldungen von Stroke Units, weil sie nicht über das notwendige Personal verfügen, um alle Betten zu betreuen. Die DSG hat nun auch hier strenge Kriterien eingeführt. Wer seine Stroke Unit mehr als 20 Prozent der Zeit abmeldet, dem droht die Aberkennung der Zertifizierung.
Gute Versorgung auf dem Land
170 ländliche Kliniken sind in telemedizinischen Netzwerken mit Schlaganfall-Zentren verbunden. Sie verfügen häufig nur über eine Innere Medizin, können sich aber neurologische Beratung über Datenleitungen und Telefon einholen. Die Behandlung in einer solchen Klinik ist sinnvoll, wenn der Weg in die nächstgrößere Klinik sehr weit ist und viel Zeit verloren ginge.
Netzwerke bilden sich
Über die zertifizierten Stationen hinaus haben sich in Deutschland 19 Neurovaskuläre Netzwerke gebildet. Dabei schließen sich in einer bestimmten Region kleinere Kliniken mit größeren Zentren zusammen, um bei besonders komplexen Fällen schnell Rat einzuholen oder Patienten zu verlegen. Aktuell werden jährlich rund 110.000 Schlaganfall-Patientinnen und Patienten in diesen Zentren behandelt.
Mobile Stroke Units
Eine Stroke Unit besonderer Art ist das Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO), das sich seit Jahren in Berlin bewährt. Hier ist ein speziell ausgerüsteter Rettungswagen zusätzlich mit einem Computertomographen ausgestattet, so dass die mitunter lebensrettende Thrombolyse (medikamentöse Auflösung eines Verschlusses) schon im Rettungswagen durchgeführt werden kann. Projektleiter Prof. Heinrich Audebert glaubt, dass dieses Modell für Ballungsräume ab einer Million Einwohner eine sinnvolle Ergänzung sein könnte.
Nachsorge im Fokus
Vorbei sind die Zeiten, da sich Akutmediziner nicht für die Zeit nach der Klinik interessieren. Immer mehr rückt die Schlaganfall-Nachsorge in den Blick, in der es – im Gegensatz zur Akutversorgung – noch manches zu verbessern gibt. Ein „Jahrzehnt der Nachsorge“ rief gar Dr. Michael Brinkmeier, Vorstand der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, auf der Tagung aus. Prof. Andreas Meisel von der Berliner Charité berichtete, dass sich 75 Prozent der Berliner Hausärztinnen und -ärzte spezielle Schlaganfall-Nachsorgeeinrichtungen wünschten, weil sie allein damit überfordert seien. „Es geht aber nicht nur um medizinische Outcomes“, machte Michael Brinkmeier klar. Man müsse die gesamte Lebenssituation der Betroffenen in den Blick nehmen, so wie das etwa die Schlaganfall-Lotsen der Stiftung täten. Hier ist vieles in Bewegung geraten, gesundheitspolitische Veränderungen kündigen sich an. Durchweg gute Nachrichten also für Patienten und Angehörige...