Seit seinem ersten Stadionbesuch als Kind brennt Kevin Struß für den Fußball. Sein Vater nahm ihn damals zu einem Heimspiel von Hannover 96 mit ins Stadion. „Ich habe direkt mein Herz an den Verein verloren“, gesteht der heute 26-Jährige. Seit gut fünfzehn Jahren besitzt er deshalb schon eine Dauerkarte für die Heinz von Heiden Arena, die Heimat der 96er. Dass er selbst Fußball spielt, liegt angesichts dieser Begeisterung auf der Hand, ist aber nicht selbstverständlich.
Schlaganfall im Mutterleib
Kevin ist von Geburt an körperlich und geistig behindert. Bereits zwei Tage nach seiner Geburt fällt den Ärztinnen und Ärzten etwas Beunruhigendes auf. Eine Woche lang wird der kleine Junge anschließend von Kopf bis Fuß untersucht. „In dieser Zeit habe ich immer gedacht, dass Kevin sterben könnte. Wir wussten nicht, was los ist“, erzählt Mutter Susann und kämpft sichtlich mit den Tränen. Am Ende steht die bittere Diagnose: Schlaganfall.
Kevin ist seit seinem vorgeburtlichen Schlaganfall halbseitig gelähmt, kann sich nicht lange konzentrieren und verträgt keine Hektik in seiner Umgebung. Autofahren ist wegen einer Gesichtsfeldeinschränkung unmöglich. Trotzdem sagt der junge Mann selbstbewusst:
Fußball als große Liebe
Kevin ist nicht nur eingefleischter Fan von Hannover 96, seit seiner Kindheit spielt er selbst regelmäßig im Verein. „Kevin wollte schon als kleiner Junge unbedingt Fußball spielen – da habe ich nach einer Möglichkeit gesucht“, sagt Mutter Susann. Weil es mit seinen Einschränkungen in einer regulären Mannschaft wohl schwierig geworden wäre, begann er in der Freizeitmannschaft einer Waldorfschule. Von dort führte ihn sein Weg zu den „Handicap-Kickers“ und schließlich in die Handicap-Mannschaft von Hannover 96. Für seinen Herzensverein geht Kevin inzwischen nicht nur als Stürmer regelmäßig auf Torejagd.
Einen Kindheitstraum erfüllt
Seit Oktober 2023 arbeitet er 25 Stunden pro Woche im Vereinszentrum der 96er. Für den gebürtigen Hannoveraner ging damit ein Traum in Erfüllung: „Ich wollte schon immer bei Hannover 96 arbeiten. Als die E-Mail kam, dass sie mich wollen, konnte ich es kaum glauben – das war wie ein Sechser im Lotto“, erzählt er strahlend. Bevor Kevin zu den 96ern kam, arbeitete er sieben Jahre in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und absolvierte ein zweiwöchiges Praktikum. „Danach waren wir uns alle einig, dass wir Kevin für den Verein gewinnen und ihm eine Festanstellung anbieten wollen“, sagt Holger Apitius. Er ist Inklusionsbeauftragter bei Hannover 96 und kennt Kevin schon seit vielen Jahren.
Kevin ist es wichtig zu betonen: „Ohne meine Mutter und Holger wäre ich nicht bei Hannover 96 gelandet.“ Im Vereinszentrum hilft er unter anderem beim Fitnesstraining, unterstützt im Marketing und hat mit „Kevins Kurznachrichten“ ein eigenes Format auf Instagram.
Für ihn ist die Arbeit bei Hannover 96 ein absolutes Privileg, wie er selbst sagt. Seine Mutter Susann ist mächtig stolz auf ihn: „Ich wusste immer, dass er seinen Weg machen wird.“ Und auch Holger Apitius ist voll des Lobes: „Seine soziale Kompetenz und sein Engagement sind eine Bereicherung für den ganzen Verein.“
- Verstehen & VermeidenBasisinformationen zum Thema Schlaganfall
- Medien- und WarenkorbInformationsmaterial als Download und zum Bestellen.
- Wissen hilft weiterUnterstützen Sie unsere Arbeit durch Ihre Spende.