"Viele Patienten sind untertherapiert"
Nach einem Schlaganfall geht es nicht nur darum, die Folgen zu therapieren. Ein wichtiges Ziel ist die Vermeidung eines wiederholten Schlaganfalls, der Volksmund spricht von Blutverdünnung. Der Klassiker, der bis heute zum Einsatz kommt, ist ASS (Aspirin). In den vergangenen Jahren wurde viel geforscht, neue Medikamente erhielten eine Zulassung. „Doch wir haben immer noch viele Patienten, die stark untertherapiert sind“, erklärte Martin Köhrmann (Essen).
Ärzte scheuen Blutungsrisiko
Woran liegt das? Es gibt durchaus wirksame Mittel, die Blutgerinnung zu beeinflussen. In den meisten Fällen ist damit jedoch ein höheres Blutungsrisiko verbunden. Davor schrecken viele Ärztinnen und Ärzte zurück, insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten, die sturzgefährdet sind oder andere Risiken haben.
Neues Mittel verspricht Potenzial
Aktuell laufen große Studien zu einem neuen Präparat. Asundexian ist ein sogenannter Faktor-XI-Hemmer und ist noch nicht zugelassen. Ende 2025 rechnet man mit dem Abschluss der Studien. Die Fachleute der DGN sehen Potenzial in dem neuen Mittel – zumindest für ausgewählte Patientinnen und Patienten. „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass verschiedene Patientengruppen davon profitieren werden“, resümierte Karl-Georg Häusler (Würzburg).
Junge Betroffene haben seltene Ursachen
Seltene Schlaganfall-Ursachen sind häufig bei jüngeren Menschen zu finden, bei denen lebensstilbedingte Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes noch nicht so ausgeprägt sind. Etwa 30.000 Menschen unter 55 Jahren sind jährlich in Deutschland betroffen. Zwei Fälle wurden vorgestellt und diskutiert. PACNS ist eine seltene Vaskulitis (Gefäßentzündung). Medikamentös ist sie recht gut behandelbar, die Herausforderung ist die Diagnostik. Neurologinnen und Neurologen müssen alle Register ziehen, um ihr auf die Spur zu kommen: MRT, Angiographie, Labor, Biopsie - erst in der Gesamtschau aller Ergebnisse lässt sich eine sichere Diagnose stellen, erklärte Milani Deb-Chatterji (Kiel).
Symptome ernst nehmen
Jens Minnerup (Lübeck) schilderte den Fall eines 22-jährigen Studenten, der nach der Vorlesung zu ihm kam und über einseitige, pulssynchrone Ohrgeräusche berichtete. Viele Ursachen kommen dafür in Betracht, die auf jeden Fall sofort untersucht werden sollten. Minnerup nahm den jungen Mann stationär auf und fand eine Gefäßdissektion als Ursache. Ein solcher Riss in der Gefäßinnenwand führt zur Einblutung und Verengung des Gefäßes bis hin zum Schlaganfall. Dissektionen werden für bis zu 25 Prozent der Schlaganfälle bei jüngeren Menschen verantwortlich gemacht.
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