"Time is brain"
„Time is brain – Zeit ist Gehirn“ sagen Neurologinnen und Neurologen nach einem Schlaganfall.
- Für die Thrombolyse, die medikamentöse Auflösung eines Gefäßverschlusses im Gehirn, bleiben den Fachleuten maximal 4,5 Stunden nach dem ersten Auftreten der Symptome. Später ist das Risiko dieser Therapie zu hoch.
- Eine zweite Behandlungsmöglichkeit kann die Thrombektomie sein. Das ist die mechanische Entfernung des Gefäßverschlusses über einen feinen Katheter. Doch auch für diese Methode bleiben maximal 6 Stunden Zeit.
Schlaganfall im Schlaf
Die Zeit ist kein Problem, wenn Betroffene oder das Umfeld richtig reagieren und sofort den Notruf 112 wählen. "Doch Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Schlaganfälle sogenannte 'Wake-up-strokes' sind, die Betroffenen also mit Schlaganfall-Symptomen aufwachen", sagt Univ.-Prof. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Klinikdirektor der Klinik für Neurologie im Evangelischen Klinikum Bethel. Solche nächtlichen Schlaganfälle stellen die Behandlungsteams in Stroke Units (Schlaganfall-Stationen) vor große Herausforderungen.
KI wertet CT-Bilder aus
Seit wenigen Jahren gibt es die Möglichkeit, den Schlaganfall-Zeitpunkt nach Aufnahme eines Computertomografen zu schätzen. Bei dieser so genannten "Netto-Wasseraufnahme-Methode" wird die Dichte des geschädigten Hirngewebes gemessen und mit gesundem verglichen. Ein Team von Informatik-Fachleuten aus München, London und Edinburgh hat jetzt mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) eine Software entwickelt, die diese Dichtemessung mit weiteren Bildmerkmalen kombiniert, die für das menschliche Auge bisher nicht erkennbar waren. Die Forschenden haben ihr Programm an CT-Bildern von fast 2.000 Patientinnen und Patienten getestet. Ihre Diagnose war dabei doppelt so genau wie die bisherige Methode.
Neue Hoffnung für Betroffene
Für Patientinnen und Patienten, die unbemerkt einen nächtlichen Schlaganfall erleiden, könnte das zukünftig ein weiterer Hoffnungsschimmer sein. Steht der Zeitpunkt des Schlaganfalls fest, können die Fachleute umgehend die Behandlung beginnen. Eine erfolgreiche Thrombolyse oder Thrombektomie kann Betroffene vor schweren, bleibenden Behinderungen bewahren.
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