Logopädie und Aphasie: Sprachtherapie Schlaganfall

Logopädie nach Schlaganfall: Wenn die Sprache, das Sprechen oder das Schlucken gestört sind

Sprach- und Sprechstörungen, als Folge eines Schlaganfalls, können die Kommunikation erheblich beeinträchtigen. Logopädinnen und Logopäden helfen dabei, dies zu verbessern.



Kommunikation bedeutet Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe in der Gesellschaft. Wer sie nicht mehr beherrscht, ist ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben. Logopädinnen und Logopäden unterstützen dabei, dies zu verbessern.

 

Was bedeutet Logopädie?

Der Begriff Logopädie bedeutet wörtlich übersetzt „Sprecherziehung“. Logopädinnen und Logopäden helfen Betroffenen, beispielsweise nach einem Schlaganfall, die Aussprache zu verbessern, die Stimme zu trainieren oder wieder richtig sprechen zu lernen. Auch das Schlucken kann dazu gehören.

Welche Ziele verfolgt die Logopädie?  

  • Die Sprache verbessern, indem zum Beispiel die Bildung von Lauten, die Bedeutung von Wörtern oder der Satzbau geübt werden. Außerdem wird bei Bedarf das Sprachverständnis geschult. 

  • Das Sprechen verbessern, indem zum Beispiel die Koordination verschiedener Muskelgruppen geübt wird, die für ein flüssiges Sprechen notwendig sind. 

  • Die Stimme schulen, um unter anderem die Leistung der Stimme zu verbessern, etwa bei längerer Heiserkeit oder eingeschränkter Belastbarkeit der Stimme. 

  • Das Schlucken trainieren, um zum Beispiel nach einem Schlaganfall die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wieder zu ermöglichen. 

Logopädie nach Schlaganfall 

Ein Schlaganfall kann zu Sprachstörungen führen, die als Aphasie bezeichnet werden. Etwa ein Drittel der Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten ist davon betroffen. Um die Sprachfunktionen bestmöglich wiederherzustellen, sollte die logopädische Behandlung so früh wie möglich beginnen. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Schon gewusst?

Rund ein Drittel aller Schlaganfall-Betroffenen erleiden nach dem Schlaganfall eine Aphasie.



Wie können Kommunikationsstörungen nach Schlaganfall behandelt werden? 

Sprach- und Sprechstörungen können mit Sprachtherapie behandelt werden. Die Behandlung erfolgt z. B. durch Fachpersonal aus Logopädie, Sprachtherapie, klinischer Linguistik oder Atem-, Sprech- und Stimmtherapie. Die Sprachtherapie beginnt in der Regel direkt in der Akut-Klinik und wird je nach Bedarf in der Rehabilitation und ambulanten Therapie fortgeführt. Je nach Symptomen der Störung legt das therapeutische Fachpersonal gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten (und Angehörigen) die Ziele der Therapie fest. Welche Fortschritte erzielt werden, ist bei jeder betroffenen Person unterschiedlich. 



Sprach- und Sprechstörungen nach Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann die Kommunikation unterschiedlich beeinflussen.

 

Die häufigsten Sprach- und Sprechstörungen nach Schlaganfall sind:  

  • Aphasie  

  • Dysarthrophonie  

  • Sprechapraxie 

Was ist Aphasie?

Der Begriff Aphasie bedeutet wörtlich übersetzt „Sprachverlust“. Eine Aphasie beeinträchtigt das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben.  

Die wörtliche Übersetzung ist jedoch irreführend: Aphasie bedeutet in der Regel keinen kompletten Sprachverlust. Vielmehr kommt es zu mehr oder weniger starken sprachlichen Ausfällen, die sich sowohl beim Sprechen und Sprachverstehen als auch beim Lesen und Schreiben zeigen können. Die Betroffenen sind dadurch in ihrer Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt, jedoch sind das Denken und die Geisteskraft ungestört. 

Es gibt vier verschiedene Formen von Aphasie, die sich in ihrem Erscheinungsbild und ihren Symptomen unterscheiden. 

Formen der Aphasie

  • Globale Aphasie 

Die globale Aphasie ist die schwerste Form der Aphasie. Menschen mit einer globalen Aphasie haben große Schwierigkeiten sowohl beim Sprechen als auch beim Verstehen von Sprache. Auch Lesen und Schreiben ist für die Betroffenen oft nicht möglich. Häufig können die Betroffenen nicht mehr als einzelne Wörter sprechen. Das Sprachverständnis ist stark eingeschränkt, sodass oft nur einzelne Wörter verstanden werden können oder diese aus der jeweiligen Situation erschlossen werden. 

 

  • Wernicke-Aphasie 

Menschen mit einer Wernicke-Aphasie sprechen flüssig, produzieren häufig lange, verschachtelte Sätze, in denen sich Satzteile oder ganze Sätze wiederholen. Die Betroffenen haben keine Sprachkontroller. In schweren Fällen kommt es zu einer scheinbar flüssigen Produktion von Sprache, deren Inhalt jedoch wenig oder keinen Sinn ergibt. Die Wahl von passenden Wörtern oder Lauten fällt Menschen mit Wernicke-Aphasie häufig schwer. Ihr Sprachverständnis ist sehr eingeschränkt. 

 

  • Broca-Aphasie 

Menschen mit einer Broca-Aphasie können nur in kurzen, einfachen Sätzen sprechen oder reihen einzelne, inhaltstragende Wörter aneinander. Das Sprechen ähnelt einem „Telegrammstil“.  Betroffene haben Mühe, die passenden Wörter zu finden und sprechen mit großer Anstrengung. Das Verstehen von Sprache ist aber relativ gut erhalten. 

 

  • Amnestische Aphasie 

Menschen mit einer amnestischen Aphasie finden nur schwer die richtigen Wörter. Deshalb verwenden sie oft Umschreibungen, Floskeln oder Ersatzwörter wie zum Beispiel „Dingsda“. Gelegentlich benutzen sie Wörter, die nicht genau passen, aber eine ähnliche Bedeutung wie das gesuchte Wort haben (z.B. Blume statt Baum). Manchmal kommt es auch zu Satzabbrüchen. Ihr Sprachverständnis ist fast ungestört. 

Was bedeutet Dysarthrophonie?

Dysarthrophonie ist eine Sprechstörung, die durch eine Hirnverletzung oder -erkrankung verursacht wird. Der Begriff setzt sich aus der Vorsilbe „Dys“ für Störung und dem griechischen „arthrein“ für Artikulieren zusammen.

Man findet häufig auch den Begriff „Dysarthrie“; dies ist eine ältere Fachbezeichnung und meint dasselbe Störungsbild. Bei einer Dysarthrophonie kommt es zu mehr oder weniger ausgeprägten Beeinträchtigungen der Lautbildung (Artikulation), der Stimmgebung und der Sprechatmung. Die Betroffenen sprechen beispielsweise verwaschen und undeutlich, mit heiserer oder leiser Stimme, und müssen beim Sprechen häufiger Luft holen als vor der Erkrankung. Aphasien und Dysarthrophonie können auch gemeinsam auftreten. 

Was bedeutet Sprechapraxie? 

Die Sprechapraxie ist eine Planungs- und Programmierungsstörung der Sprechbewegungen, die sehr komplex und unterschiedlich ist. Die Symptome können einzelne Sprachlaute, den Redefluss, die Akzentuierung, die Intonation oder das Sprechverhalten betreffen.

Häufig sind die Fehler unbeständig und wechselhaft. Die Betroffenen zeigen mit den Lippen und der Zunge artikulatorische Suchbewegungen, um die passenden Laute zu bilden. Es kann jedoch auch zu Phasen kommen, in denen die Sprachproduktion störungsfrei ist. Das Sprachverständnis ist häufig gut erhalten. 



Schluckstörungen nach Schlaganfall 

Schluckstörungen sind neben Sprachstörungen häufige Folgen eines Schlaganfalls und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Auch hier helfen Logopädinnen und Logopäden mit passenden Therapien. 

Was bedeutet Dysphagie? 

Die Dysphagie ist eine erworbene Schluckstörung, die durch Hirnverletzung oder -erkrankung sowie durch Muskelerkrankungen zustande kommt. Der gesamte Schluckvorgang von der Nahrungsaufnahme über das Kauen bis hin zum Schlucken kann dabei mehr oder weniger stark beeinträchtigt sein.

Sogar das Schlucken des eigenen Speichels kann schwierig sein. Aufgrund von Sensibilitätsstörungen im Mund- und Rachenraum bis hin zum Kehlkopf oder zur Speiseröhre werden Berührungsreize nicht gespürt, sodass wichtige Reflexe (Schluckreflex, Würgreflex) ausfallen oder Schutzfunktionen wie Räuspern und Husten fehlen. Dadurch gelangen feste oder flüssige Speisen in die Luftröhre bzw. in die Atemwege. Eine schwere Dysphagie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung.



Weiterführende Infos

Broschüre Aphasie