Einigkeit herrschte über den Nutzen der Lotsen.
Prof. Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld, betonte, dass die Sektoralisierung des Gesundheitssystems vielfach zu Brüchen an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Sektoren führe. Bereits das Vorgängerprojekt von LEX LOTSEN OWL, STROKE OWL, sei daher ein echter Leuchtturm gewesen, da es durch das Care- und Case-Management eine sektorenübergreifende Versorgung ermöglichte. Zuspruch für das Lotsen-Konzept kam auch von Günter Garbrecht, Vorsitzender des LEX LOTSEN OWL Projektbeirats, und Birgit Niemann-Hollatz, Mitglied des Projektbeirats. „Lotsen schließen eine Lücke in der Versorgung“, erklärte Niemann-Hollatz.
Chancen und Herausforderungen für die Arbeit der Lotsen
Die beiden Schlaganfall-Lotsinnen Sabine Bruning (Klinikum Herford) und Corinna Berger-Niemeyer (Ev. Klinikum Bethel) sowie Anke Siebdrat, fachliche Beratung zum Case Management bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, berichteten von den Chancen und Herausforderungen, die das Projekt für die Arbeit der Lotsen bedeutet. So ermöglicht es das Studiendesign nun, auch Betroffene mit komplexeren Fällen zu betreuen. Gleichzeitig sieht die Studie neben den betreuten Patientinnen und Patienten (Interventionsgruppe) auch eine Kontrollgruppe vor.
Zusammenarbeit mit dem Projekt "Cardiolotse"
Erstmals werden im Rahmen von LEX LOTSEN OWL neben den Schlaganfall-Lotsen auch Cardio-Lotsen in Ostwestfalen-Lippe zum Einsatz kommen. Johannes Miethe, zuständig für das Projekt-Controlling und die wissenschaftliche Evaluation bei der Schlaganfall-Hilfe, stellte in Aussicht, dass voraussichtlich ab Mai 2025 mit dem Einschluss kardiologischer Patientinnen und Patienten begonnen werden kann. Das erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Cardiolotse“ aus Berlin. Dieses war „absolut erfolgreich“, so Petra Riesner von der AOK Nordost, einem der Projektträger. „Es gab von Anfang an viele Gemeinsamkeiten zwischen den Schlaganfall- und den Cardio-Lotsen“, erklärte Lisa Schreiber, Projektmanagerin der Stiftung. Im Rahmen von LEX LOTSEN OWL wurden nun auch die bestehenden Unterschiede angeglichen.
Steuerung der Lotsen über Lotsenbüros
Die regionale Steuerung der Lotsen sollen sogenannte Lotsenbüros übernehmen, erklärte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Schlaganfall-Hilfe. „In LEX LOTSEN OWL testen wir verschiedene Orte wie kommunale Verwaltungen, Wohlfahrtverbände oder Kliniken, an denen die Lotsenbüros künftig angesiedelt sein können“, erläuterte Jan Hendrik Schnecke, Projektmanager am ZIG OWL.
- Monitoring,
- das Management des Patientenfeedbacks,
- die Teilnahme an den Qualitätszirkeln der Lotsen und an Reflexionsrunden sowie
- Clearing,
- aber auch die Zahlungsinformation zur Fallpauschale der Lotsenträger,
- die Leistungsdokumentation gegenüber den Krankenkassen und
- die Abwicklungspauschale
seien als Startfunktionen der Lotsenbüros erarbeitet worden, so Marie Schluttig, wissenschaftliche Mitarbeiterin der figus GmbH.
Im ersten Projektjahr wurde einiges erreicht
Klar wurde auch: Im ersten Projektjahr wurde schon einiges erreicht. Neben dem Einschluss der ersten Betroffenen, arbeiten die Lotsen nun nach dem Modell der Lotsengrade, wie Anke Siebdrat und Prof. Dr. Peter Löcherbach (Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management e.V.) berichteten. Dieses ermöglicht die Strukturierung des Lotsen-Prozesses. Außerdem konnten die ersten Befragungswellen zur relationalen Koordination und zur Lotsenprozess-Interaktionsanalyse durchgeführt werden, wie Sonja Gescheidle vom inav – Institut für angewandte Versorgungsforschung erläuterte.
Und nun?
Schon zur Projekttagung im nächsten Jahr ist mit weiteren Erkenntnissen zu rechnen. Und wenn 2027 der Projektbericht erscheint, will das Projektteam auch einen Gesetzesentwurf für die Überführung der Patientenlotsen in die Regelversorgung vorgelegen.
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