Wenige fühlen sich alt
Drei von vier Menschen über 45 fühlen sich jünger, als sie sind. Nicht wirklich überraschend, doch was macht man aus dieser Erkenntnis? Auf dem Deutschen Seniorentag ging es wie immer auch um Politik, sprich: Um die Frage, wie sich Politik auf die Bedürfnisse älterer Menschen einstellen sollte. Aber auch darum, welches Potenzial der demographische Wandel hat, wenn man an die „fitten Alten“ denkt.
Benachteiligung im Alter
Alte Menschen werden im Alltag vielfach benachteiligt, insbesondere in der Gesundheitsversorgung. Das ist ein Ergebnis des Altersberichts, den die Bunderegierung alle vier Jahre durch eine Kommission aus Fachleuten erstellen lässt. So hinkt die geriatrische Versorgung in Deutschland im europäischen Vergleich hinterher. Auch bei der Digitalisierung schauten sie oft in die Röhre, würden bei vielen Entwicklungen nicht mitbedacht. Vielfach wurde die Forderung nach einer Senioren-Gesetzgebung laut. Ähnlich wie für die Kinder- und Jugendliche sollte es ein Sozialgesetzbuch für Senioren geben, was deren Bedarfe und Rechte definiert und die Angebotsstruktur altersgerechter gestaltet. Es könnte beispielsweise die Kommunen – ähnlich wie bei Kindertageseinrichtungen - zu einer Altenhilfe-Planung verpflichten.
Altersarmut nimmt zu
Ein weiteres Ergebnis des Altersberichts: Die Altersarmut ist in den vergangenen Jahren in Deutschland überproportional gestiegen. Durch den demographischen Wandel funktioniert unser Rentensystem nicht mehr. Schon jetzt liegen 20 Prozent der Rentner unterhalb der Armutsgrenze. Doch ihren Anspruch auf Sozialleistungen nehmen Untersuchungen zufolge 60 Prozent der Berechtigten nicht wahr – aus Scham oder Unkenntnis. Wer in die Schuldenfalle gerät, sollte dringend eine Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Die kann zwar an der Einkommenssituation nur bedingt etwas ändern, kann aber mit den Betroffenen einen Plan zur Entschuldung entwickeln und die Ausgaben optimieren.
Digitalisierung ist herausfordernd
Ein großes Thema des Seniorentages war die Digitalisierung. Auch Noch-Kanzler Scholz ging in seinem Beitrag darauf ein und beschrieb den Spagat, einerseits bei der Digitalisierung in allen Bereichen hinterherzuhinken, andererseits Gefahr zu laufen, alte Menschen zu verlieren. Die Einführung des digitalen Rezepts war noch einfach, brauchen Patientinnen und Patienten dafür doch lediglich ihre Versichertenkarte. Komplizierter wird es mit der elektronischen Patientenakte. Noch ist nicht klar, wann sie verbindlich kommt. Klar ist aber, dass sie für alle gesetzlich Versicherten angelegt wird. Wer kein Smartphone nutzt, muss sich eine Vertrauensperson suchen, um die entsprechende App zu nutzen. Versicherte haben aber das Recht, der Anlage einer ePA zu widersprechen. Dafür benötigen sie kein digitales Gerät, das können sie postalisch oder persönlich bei ihrer Krankenkasse tun.

24-Stunden-Pflege
Ein wichtiges Thema für immer mehr Menschen, die lange in der eigenen Wohnung leben möchten, sind ausländische Haushalts- und Betreuungskräfte. Ellen Tenkamp, Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, warnte vor unseriösen Angeboten. Eine 24-Stunden-Betreuung könne es im Prinzip nicht geben, denn auch ausländische Kräfte arbeiteten in Deutschland nach deutschem Arbeitsrecht. Für sie gelten also Arbeitszeitgrenzen und der Mindestlohn, was zu begrüßen sei. „Wer schlecht bezahlt wird, arbeitet auch nicht gut,“ gab die Juristin zu bedenken.
Keine ausgebildeten Pflegekräfte
Es sind überwiegend Frauen aus Osteuropa, die in der häuslichen Betreuung arbeiten. Einen Pflegehintergrund haben die wenigsten. Wer also einen Pflegebedarf hat, ist zusätzlich auf einen Pflegedienst angewiesen. Für die Beschäftigung einer Betreuungskraft gibt es unterschiedliche Modelle. Sie kann auf eigene Rechnung arbeiten, durch eine Agentur entsendet werden oder durch die zu betreuende Person angestellt werden.
Unterschiedliche Modelle
Wer eine Person selbst anstellt, muss mit Kosten von etwa 3.000 Euro pro Monat rechnen. Der Vorteil: Die Person wechselt nicht, ein Vertrauensverhältnis kann sich aufbauen. Allerdings fällt ein gehöriger Verwaltungsaufwand an, schließlich wird die zu pflegende Person zum Arbeitgeber. Und: Bei einem Ausfall der Pflegeperson gibt es keinen Ersatz. Den kann möglicherweise eine Agentur gewährleisten. Bei ihr liegen die Kosten zwischen 2.500 und 3.500 Euro. Allerdings wechseln die Personen auch häufiger.
Entscheidung gut bedenken
Wenn Agenturen Druck machen, auf einen schnellen Abschluss drängen, sollte man hellhörig werden. Generell rät Tenkamp dazu, bei Vertragsgesprächen eine Vertrauensperson zu beteiligen, die einen neutralen Blick mitbringt. Finanzielle Unterstützung gibt es leider wenig. Bis zu 4.000 Euro jährlich können von der Steuer abgesetzt werden.
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