Therapie-Software als gute Ergänzung
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Therapie-Software als gute Ergänzung

Wer viel trainiert, erzielt größere Erfolge. Deshalb ist Eigentraining so wichtig für die Rehabilitation. Gute Computerprogramme helfen dabei.

Am Anfang standen Computerspiele. Sie förderten Konzentration, logisches Denken oder die Reaktion. Dann kamen Spielkonsolen wie die „Wii“ auf, und Therapeuten entdeckten, dass man mit ihnen Menschen leichter in Bewegung bringen kann. Schnell wurde deutlich: Im Spaß am Spiel liegt viel therapeutisches Potenzial.

Längst haben sich aus dieser Idee Unternehmen mit eigenen Softwareprodukten entwickelt. Dafür arbeiten die Entwickler meist eng mit Therapeuten zusammen. Waren die Programme anfangs noch oft für den klinischen Einsatz bestimmt, gibt es nun zunehmend mehr Angebote für das Eigentraining.

Kognitive, neuropsychologische Trainings sind – unter therapeutischer Anleitung – teilweise auch zu Hause nutzbar. In der Sprachtherapie nimmt die Zahl der Computeranwendungen ebenfalls zu. Und nun gibt es auch erste Therapieprogramme, bei denen sich der Patient in einer virtuellen Realität bewegt.

RehaCom ist ein Programm für kognitives Training.

Studien zeigen, „dass der Einsatz virtueller Realität in der motorischen Rehabilitation als Zusatzangebot sinnvoll sein kann“, sagt Prof. Jan Mehrholz, Experte für Neurorehabilitation. Auch wenn virtuelle Realität kein Ersatz für das motorische Übungsprogramm mit einem Therapeuten sein könne.

Drei erfahrene Therapeuten berichten von ihren Erfahrungen, die sie durch den Einsatz von Therapieprogrammen gesammelt haben.

Sprachtraining

Carmen Göbel-Bettermann

Im Interview:

Carmen Göbel-Bettermann
niedergelassene Logopädin in Gütersloh

  • Was passiert bei einem computergestützten Sprachtraining?

Der Patient muss Aufgaben lösen in den Bereichen Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben. Diese Aufgaben werden zuvor durch einen Therapeuten ausgesucht, auch Menge und Auswahl der Wörter kann vorher eingestellt werden.

  • Mit welchen Programmen arbeiten Sie?

Es gibt mehrere Aphasie-Apps. Ich arbeite mit Neolexon. Das ist sehr nutzerfreundlich und hat den Vorteil, dass der Patient ausreichend Zeit hat, die Aufgaben zu lösen. Das ist in anderen Programmen manchmal nicht so.

  • Wer kann Patienten beim Hometraining begleiten?

Das sollten auf jeden Fall ausgebildete Sprachtherapeuten machen. Es ist wichtig, dass ich den Patienten kenne und die Übungen aussuche, damit er nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert ist. Ich kann auch bestimmte Aufgabenbereiche, die der Patient noch nicht schaffen kann, von vornherein ausschalten, damit er nicht frustriert ist.

  • Übernehmen Krankenkassen die Kosten?

Einige Krankenkassen übernehmen mittlerweile die Kosten. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei seiner Kasse einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen.

Kognitives Training

Juliane Weicker

Im Interview:

Juliane Weicker
Neuropsychologin in der Tagesklinik für Kognitive Neurologie am Leipziger Universitätsklinikum

  • Was passiert bei einer kognitiven Funktionstherapie?

Durch gezieltes, intensives Üben können beeinträchtigte mentale Funktionen wiederhergestellt werden. Dies gilt insbesondere für Hirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Reaktionsvermögen und visuelle Wahrnehmung.

  • Mit welchen Programmen arbeiten Sie?

Zum Beispiel mit HeadApp und RehaCom. Beide Anwendungen nutze ich auch in der Tagesklinik und habe damit positive Erfahrungen gemacht.

  • Wer kann Patienten beim Hometraining begleiten?

Zertifizierte Anbieter von kognitiven Trainings erfordern eine Klinik, Reha-Einrichtung oder ambulante Praxis, die den Patienten durch einen qualifizierten Neuropsychologen oder Ergotherapeuten betreut. Wer noch nicht in Behandlung ist, kann anhand von Listen mit registrierten Therapeuten einen Ansprechpartner in der Nähe finden. Ein guter Anlaufpunkt dafür ist die Gesellschaft für Neuropsychologie.

  • Übernehmen Krankenkassen die Kosten?

Krankenkassen übernehmen die Kosten während einer Klinikoder Praxisbehandlung. Wer zusätzlich ein kognitives Training zu Hause absolvieren möchte, zahlt in der Regel selbst. Anträge auf Kostenübernahme durch die Krankenkassen sind möglich, werden meiner Erfahrung nach aber selten bewilligt.

Virtuelles Training

Benjamin Schöningh

Im Interview:

Benjamin Schöningh
niedergelassener Ergotherapeut in Moormerland

  • Was passiert bei einem virtuellen, motorischen Training?

Die Patienten trainieren mit einer sogenannten VRBrille. Spielerisch lösen sie Aufgaben, bei denen sie sich in einer virtuellen Realität bewegen müssen. Das Gehirn lernt unter anderem vom Sehen einer Bewegung, so funktioniert ja auch die klassische Spiegeltherapie. Das Training in virtueller Realität ist vielleicht nicht für jeden Patienten geeignet, insbesondere Ältere muss ich behutsam heranführen. In meiner Praxis habe ich aber sogar einen 85-jährigen Patienten, der ganz begeistert davon ist.

  • Mit welchen Programmen arbeiten Sie?

Ich arbeite mit Rehago, das setze ich fast täglich in meiner Praxis ein. Mir gefällt unter anderem, dass es sehr alltagsnahe Bedingungen für das Training schafft.

  • Wer kann Patienten beim Hometraining begleiten?

Man kann das Programm sicher gut für das Training im heimischen Bereich nutzen, aber Patienten sollten durch einen Therapeuten, der Erfahrung mit dem Programm hat, an die Aufgaben herangeführt werden. Im Idealfall fängt das bereits in der Rehaklinik an und setzt sich in der ambulanten Behandlung fort.

  • Übernehmen Krankenkassen die Kosten?

Bisher wohl nicht. Ich weiß aber, dass der Hersteller dazu mit Kassen im Gespräch ist.