13 Jahre liegt seine schwere Hirnblutung zurück. Noch heute hat Alexander Eberhardt mit den schweren Folgen zu kämpfen. Doch die Art und Weise, wie der Dresdner sein Schicksal meistert, macht ihn für viele andere zum Vorbild. „Die Nominierung von Herrn Eberhardt ist wirklich außergewöhnlich“, sagt Mario Leisle, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. „Familie, Freunde und Therapeuten aus Dresden und Köln haben sich zusammengeschlossen und als Team eine Nominierung abgegeben. So etwas hatten wir noch nicht.“
Den gebürtigen Dresdner hatte es einst nach Köln verschlagen, wo er sich nach dem Studium mit einem kleinen Elektrobetrieb selbständig macht. Der 25. August 2011 verändert sein Leben schlagartig. Aus dem Nichts heraus fällt der damals 44-Jährige um. Ohne Vorwarnung platzt ein Aneurysma, eine Gefäßauswölbung, in seinem Kopf. Stundenlang kämpfen Ärzte im OP um sein Leben – mit Erfolg. Doch Eberhardt verliert sein Augenlicht und kann nicht mehr sprechen. Die Sehkraft gewinnt er später durch eine zweite Operation zurück, doch die schwere Sprachstörung bleibt. Seine Ehe scheitert, der Betrieb meldete Insolvenz an, Eberhardt ist schwerbehindert – tiefer kann ein Mensch kaum fallen.
Doch deshalb aufgeben? Nein!
"Er inspiriert uns und andere mit seinem unermüdlichen Kampfgeist und seiner Entschlossenheit, niemals aufzugeben.“ Er zieht zurück in seine Geburtsstadt Dresden, wo seine Mutter lebt. Mehrere stationäre Rehabilitationen bringen erste Erfolge. Mit einem dreirädrigen Liegerad erobert er sich Schritt für Schritt die Welt außerhalb der Klinik zurück. Diese neue Reichweite gibt seiner Motivation zusätzlichen Schub und er stürzt sich mit noch mehr Ehrgeiz in seine Therapien.
Unermüdlich arbeitet Alexander Eberhart an seiner Rehabilitation. Er verordnet sich selbst Extra-Einheiten an den Therapiegeräten, um seine Lähmung zu überwinden. Und auf seinem Smartphone übt er schon vor der Sprachtherapie mit Wörtern. Mit den Erfahrungen, die er auf seinen Spezialrädern sammelt, berät er andere Betroffene. Als sei seine eigene Rehabilitation nicht Herausforderung genug, beginnt er, sich stark für seine Mitpatienten zu engagieren.
In Kiel absolviert Eberhardt eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Schlaganfall-Helfer, um Patienten im Alltag zu begleiten und ihre Angehörigen zu entlasten. In der Logopädie-Praxis von Sören Paul wird er vom Patienten zum Moderator und führt den „Gesprächskreis Aphasie“. Und schließlich traut er sich sogar – trotz seiner immer noch starken Sprachbehinderung – einen Vortrag zu halten vor dem Dresdner „Netzwerk Kopfsache“, einer Veranstaltung für Fachleute in der Patientenversorgung.
Alexander Eberhardt lebt heute ein völlig anderes Leben als vor seiner Erkrankung. Doch unglücklich ist er deshalb nicht – im Gegenteil: seine Lebensfreude hat er sich erhalten. Trotz seiner Sprachstörung hat er neue Freunde gefunden. Mit Liegerad und Wohnmobil ist er ständig auf Tour. Er engagiert sich in der Selbsthilfe und arbeitet weiter hart an seiner Rehabilitation. „Alex hat nach seinem Schlaganfall wieder so viel erreicht, das finden wir alle sensationell“, sagt Freund Raimund Lekscha stellvertretend für das ganze Nominierungsteam.