Nie an Schlaganfall gedacht

Anna-Katharina Erners Geschichte klingt wie eine Warnung, Schlaganfall-Symptome ernst zu nehmen.

Eigentlich hätte sie es viel besser wissen müssen. Schließlich ist die 34-Jährige aus Wermelskirchen gelernte Altenpflegerin.

„Aber trotz meiner Berufserfahrung habe ich keine Sekunde daran gedacht, das meine Symptome ein Schlaganfall waren“, sagt sie. Im Juli 2023 macht sich Anna-Katharina auf den Weg nach Kanada. Sie will um die Welt reisen, wie viele junge Leute. Das geht auch gut, 8 Monate lang. Anfang 2024 ist sie auf Bali. Dort passiert es.

 

„Mein Trinken und mein Speichel sind mir aus dem Mund geflossen“, erinnert sie sich. Richtig ernst nimmt sie das aber nicht. Am nächsten Tag kann sie nicht mehr richtig sprechen, weder Deutsch noch Englisch. Sie denkt an alles Mögliche, vielleicht hat sie einfach zu wenig getrunken. Doch so ganz geheuer sind ihr die Symptome nicht. Sie sucht ein Krankenhaus in der Nähe über ihr Handy. Doch das gelingt schon nicht mehr: Auch das Schreiben ist unmöglich.

Ich fand alles komisch und beängstigend, aber habe mich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Anna-Katharina Erner

Noch am nächsten Tag geht sie shoppen und schwimmen. Sie will sich einfach ihre wunderbare Reise nicht nehmen lassen. Noch am Tag vor den Symptomen hatte sie drei weitere Flüge gebucht: Australien, Hawaii und Los Angeles liegen vor ihr. Ihre Eltern zuhause dagegen sind weit weniger sorglos. „Naja, meinen Eltern war es sehr wichtig, dass mich mal ein Arzt anguckt, und da ich nicht sprechen konnte, sollte ich doch nach Deutschland kommen.“

 

Ihre Familie kümmert sich um alles und schickt ihr die das Flugticket aufs Handy. Vier Tage nach ihren ersten Symptomen sitzt sie im Flieger nach Deutschland. 20 Stunden ist sie unterwegs, landet am Samstagmorgen. Doch auch dann geht sie nicht in die Klinik. Vier Tage ging schließlich alles gut, dann schaffe sie doch das Wochenende auch noch, denkt sie. Am Sonntag merkt sie, dass sie den Sinn von Texten nicht mehr versteht und selbst leise Geräusche als unangenehm empfindet. Und dennoch sitzt sie erst am Montagmorgen bei ihrer Hausärztin, die sie gleich in die Neurologische Klinik schickt.

Das MRT liefert schnell Klarheit: Anna-Katharina hatte einen Schlaganfall. Die Ursache dafür ist nicht mehr zu finden. „Die Ärzte sagten immer wieder: Ein Glück, dass Sie lebend hier angekommen sind“, erinnert sie sich. Ende April kommt sie in die Reha, wo ihr die Therapien schnell Erfolge bringen. Das Sprechen wird immer besser, auch wenn manchmal noch die Worte fehlen. „Meine Gedanken fahren manchmal noch Achterbahn“, sagt sie. „Aber meine Familie und meine Freunde unterstützen mich sehr, und dafür bin sehr dankbar.“ Gerade nochmal gut gegangen, könnte man sagen...

 

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