„Ich war mit Leib und Seele Sprachtherapeutin“, so Astrid Dümler. Und das vor allem im neurologischen Bereich: Von 2000 bis 2021 arbeitete sie als Sprachtherapeutin in verschiedenen Einrichtungen der neurologischen Rehabilitation, beispielsweise in Kliniken, vor allem aber in Praxen mit Dysphagie-Spezialisierung. Sie hat Betroffene im Hausbesuch, in Heimen und in Wachkoma-WGs betreut. Die letzten zehn Jahre bis 2021 war sie als externe Sprachtherapeutin in einer Werkstatt für junge Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen in Köln tätig.
Patientinnen und Patienten wandten sich auch mit ihrer großen emotionalen Not rund um ihre Erkrankung an sie
Immer wieder erlebte Astrid Dümler es in ihrer beruflichen Praxis jedoch, dass ihre Patientinnen und Patienten sich auch mit ihrer großen emotionalen Not rund um ihre Erkrankung an sie wandten. Ihr Wunsch: Auch hierbei professioneller unterstützen zu können. Auf der Suche nach einer passenden Weiterbildung stieß sie 2013 auf die hypnosystemische Therapie – und war schnell überzeugt. „Ich war von Anfang an begeistert von diesem Therapie-Ansatz, insbesondere die Geschichte von Milton H. Erickson (später Psychiater und Hypnotherapeut) hat mich inspiriert. Nach einer Polio-Lähmung als Jugendlicher und der Prognose der Ärzte, daran binnen Tagen zu versterben, hat er es mit der Kraft der Bewegungsimagination und Reaktivierung seiner Körpererinnerungen geschafft, wieder gesund und 79 Jahre alt zu werden“, berichtet Dümler.
Hoch motiviert für ihre Arbeit in der NeuroReha startete sie in die Weiterbildung und las zusätzlich alles, was sie zu dem Thema finden konnte. Schon während ihrer 3-jährigen Hypno-Weiterbildung von 2014 bis 2017 arbeitete Astrid Dümler mit den Patientinnen und Patienten aus der Werkstatt auch hypnotherapeutisch – und wird immer wieder überrascht vom Erfolg, wie beispielsweise einer tiefen Bauchatmung in Trance trotz schwerer Dysarthrophonie.
Hypnotherapie in der NeuroReha
Der Grundgedanke der Hypnotherapie in der NeuroReha: Auch nach einer Hirnschädigung wie dem Schlaganfall ist das Unterbewusste unbeschädigt. Mit Hilfe der hypnotherapeutischen Trance können die Betroffenen selbst bei fehlendem Sprachverständnis in die Lage versetzt werden, imaginativ Körpererinnerungen abzurufen und dadurch real zu aktivieren. „Auf diese Weise ist unfassbar viel möglich“, weiß Astrid Dümler.
2018 gründet sie als Heilpraktikerin für Psychotherapie und hypnosystemische Therapeutin daher ihre eigene Praxis in Köln mit dem Schwerpunkt Neuro-Rehabilitation mit Hypnotherapie. Die Krankheitsverarbeitung nach Hirnschädigungen nimmt sie seitdem noch stärker in den Fokus. Hier arbeitet sie erfolgreich mit Schlaganfall-Betroffenen, sowohl hypnotherapeutisch als auch mit bifokal-multisensorischen Interventionstechniken, zum Beispiel PEP®, einer Klopftechnik zur Selbstregulation.
Hypnotherapie als Therapie-Option bekannt machen
Außerdem arbeitet Astrid Dümler daran, die Hypnotherapie auch in der NeuroReha als Therapie-Option bekannt zu machen. Dazu hält sie seit 2019 Vorträge, zuerst in Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige im Raum Köln. Seit 2020 gibt sie (Online-)Workshops und Seminare auf Tagungen und Kongressen (zum Beispiel Würzburger Aphasietagung, „Reden reicht nicht“-Kongress), mittlerweile auch für Fachkräfte aus dem Bereich der neurologischen Rehabilitation. Dümler ist zudem Autorin von Fachartikeln zum Thema „Hypnotherapie in der NeuroReha“. Und sie setzt sich dafür ein, dass die Hypnotherapie auch Eingang in die medizinischen Leitlinien der Neurologie findet. „Ich wünsche mir, dass der Aspekt der psychischen Belastung nach einem Schlaganfall künftig stärker berücksichtigt und behandelt wird und, dass die Hypnotherapie als Möglichkeit in der NeuroReha zukünftig zu den Standard-Verfahren zählen wird“, erklärt Dümler.