Wenn nicht sie, wer dann?

Berbel Häseker ist Rekordhalterin. Mit 19 Nominierungen ist sie die mit Abstand am häufigsten vorgeschlagene Kandidatin für den „Motivationspreis 2024“.

„Berbel Häseker ist immer für alle da“, heißt es in einem ihrer Nominierungsschreiben. „Sie ist eine echte Powerfrau, die sich nicht unterkriegen lässt“, in einem anderen. Und eine Person, die sie vorschlägt, stellt bezüglich der Preisträger-Auswahl die Frage: „Wenn nicht sie, wer dann?“ Wer Häsekers Geschichte kennt, kann diese Frage verstehen.

Alles beginnt im März 2021: Berbel Häseker nimmt gerade an einer Online-Veranstaltung teil, als sie ein leichtes Zittern ihrer Hand bemerkt. Die langjährige Krankenschwester vermutet zunächst Kreislaufprobleme – etwas Ernstes kann sie sich nicht vorstellen. Schließlich war sie bislang stets gesund, hat einen aktiven Lebensstil. Und doch bleibt da das Gefühl: „Normal ist das nicht.“ Vorsichtshalber ruft Häseker vor dem Schlafengehen doch den Notruf. Mit dem Rettungswagen geht es für sie ins Krankenhaus. Dort sind jedoch alle Untersuchungen unauffällig. Eine Nacht soll sie bleiben – nur zur Sicherheit.

 

Doch am nächsten Morgen folgt der große Schock: Als Berbel Häseker aufwacht, ist ihre rechte Körperhälfte komplett gelähmt – Diagnose Schlaganfall. Aufgeben kommt für sie jedoch nicht in Frage. Ab dem ersten Tag arbeitet sie an ihrer Rehabilitation – die ersten vier Wochen im Akut-Krankenhaus, danach für zwei Monate in einer Reha-Klinik. Nach der Rückkehr nach Hause schafft sie sich ein E-Mobil an, um weiterhin am sozialen Leben teilhaben zu können. Mittlerweile ist sie sogar mit einem speziellen Dreirad unterwegs, für das sie die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erkämpft hat.

 

Dieser beeindruckende Kampf zurück ins Leben fällt Berbel Häseker jedoch nicht immer leicht. Gerade in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall trauert sie um ihr altes Leben. „Ich habe mich gefragt: Warum ich?“, erinnert sie sich. Unterstützung findet sie in einer Online-Selbsthilfegruppe. Nach und nach schöpft Häseker neuen Lebensmut und schmiedet einen Plan: Sie möchte ihre Erfahrungen in einem Buch schildern. Ein Mut-mach-Buch für andere Betroffene soll es werden. Gesagt, getan! Im September 2022 veröffentlicht sie ihr Werk „Lebe selbstbestimmt wunderbar“.

 

Und das ist erst der Anfang ihres unermüdlichen Einsatzes für andere Betroffene. Denn während des Schreibens wird Berbel Häseker klar:

Ich muss noch mehr anbieten.
Berbel Häseker

Vor allem das Mut-machen ist ihr wichtig. „Angst und Mut entstehen beide im Kopf“, so Häseker. „Es ist unsere eigene Entscheidung, was wir davon stärker werden lassen wollen.“ Sie will andere Betroffene ermutigen, nach vorne zu schauen.

 

Berbel Häseker

 

Die passende Gelegenheit bietet sich, als sich ihre Online-Selbsthilfegruppe auflöst. Kurzerhand gründet Berbel Häseker ihre eigene Online-Gruppe. Mittlerweile zählt sie 1.100 Mitglieder. Und auch vor Ort in Bremerhaven wird Häseker aktiv: Zunächst mit einer regelmäßigen Sprechstunde zum Thema Schlaganfall. Daraus ist nun die Selbsthilfegruppe „Schlaganfall und Hoffnung“ entstanden. Sie trifft sich jeden ersten Montag im Monat und freut sich immer über neue Mitglieder. Telefonische Auskünfte zur Gruppe gibt Häseker unter 0155 10910952.

 

Dieses Engagement ist Berbel Häseker aber noch nicht genug: So hat sie sich auch von der Schlaganfall-Hilfe zur zertifizierten Schlaganfall-Helferin ausbilden lassen. In dieser Funktion unterstützt sie andere Schlaganfall-Betroffene bei ihrer Rückkehr in den Alltag. Aktuell vertritt Häseker zudem die Patientenperspektive bei der Erstellung einer medizinischen Leitlinie zur Beinmobilität. Außerdem engagiert sie sich zu dem Thema „Mobilität und Barrierefreiheit“ in einer Bremerhavener Arbeitsgemeinschaft für Inklusion und hält regelmäßig Vorträge zur Prävention des Schlaganfalls.

 

 

: Motivationspreis 2024

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