Die Hürden nach dem Schlaganfall

Durch einen schweren Schlaganfall hat Christel Horst-Seizinger starke Einschränkungen zurückbehalten. Gemeinsam mit ihrem Ehemann arbeitet sie an ihrer Rehabilitation. Dabei muss das Ehepaar jedoch viele Hürden überwinden.

Ihr Schlaganfall trifft Christel Horst-Seizinger Anfang 2023 ohne Vorwarnung. Wie aus dem Nichts bricht sie am Abend zusammen. „Ich konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr aufstehen. Ich habe mich gefühlt wie in einer Box“, beschreibt sie das Erlebnis. Mit dem Rettungswagen wird sie in die Klinik gebracht. „Da ging das Drama eigentlich erst richtig los“, erinnert sich ihr Ehemann.

 

Denn für die Untersuchung soll Christel Horst-Seizinger ein Kontrastmittel erhalten. Das Problem: Ein solches Mittel hat bei ihr schon einmal ein Herzkammerflimmern ausgelöst. Nur kann sie das durch die Folgen ihres Schlaganfalls niemandem erklären. Und aufgrund der Corona-Maßnahmen darf ihr Ehemann sie nicht ins Krankenhaus begleiten. So verzögert sich ihre Behandlung um ganze vier Stunden – dabei zählt bei einem Schlaganfall jede Minute.

 

Dementsprechend schwerwiegend sind die Folgen des Schlaganfalls, die Christel Horst-Seizinger davonträgt.  Ihre linke Körperhälfte ist komplett gelähmt. Tag und Nacht ist sie seitdem auf die Unterstützung ihres Ehemanns angewiesen. Aber Horst-Seizinger hat nicht aufgegeben und arbeitet hart an ihrer Rehabilitation. „Meine Frau hat einen unheimlichen Willen entwickelt,“ berichtet ihr Ehemann.

Mit Erfolg: Durch ihr Training hat Christel Horst-Seizinger mehr Stabilität und Flexibilität erreicht. Mittlerweile haben sich ihre Bewegungen, die leider immer noch oft passiv und unwillkürlich sind, verbessert, ihre Kondition reicht für einen Tag im Rollstuhl. Stark geholfen hat ihr dabei ein spezielles Intensivtraining. Hierbei erhalten die Patientinnen und Patienten drei Wochen lang vier bis fünf Therapiestunden am Tag. Aktuell plant das Paar, zweimal im Jahr den Aufenthalt dort zu wiederholen. „Ein solches Angebot bräuchte es aber auch für das regelmäßige Training in Wohnortnähe“, findet Horst-Seizinger.

 

Zudem ist jeder Fortschritt hart erkämpft. Dem Ehepaar ist es daher wichtig, auf die Herausforderungen hinzuweisen, mit denen sie seit dem Schlaganfall konfrontiert sind. Da war zum Beispiel der Reha-Aufenthalt im Anschluss an die Akut-Klinik: Weil die Bewilligung der Krankenkasse nicht rechtzeitig für einen lückenlosen Übergang eintraf, begann Christel Horst-Seizinger die Reha zunächst ohne Genehmigung der Kasse. Dort musste sie wiederum dafür kämpfen, dass sie die von der Klinik beworbenen Computer-gestützten Therapien erhielt. „Ich musste mich aktiv für meine Interessen als Patientin einsetzen“, so Horst-Seizinger.

 

Und es gibt weitere Hürden: Beispielsweise musste das Ehepaar für eine Pflegestufe bis vors Sozialgericht ziehen. Die Kostenübername für ein spezielles Dreirad verweigert die Krankenkasse bislang. Und selbst das Training im Fitnessstudio, das Christel Horst-Seizinger zwei- bis dreimal pro Woche absolviert, ist nicht so einfach möglich. Denn die Geräte sind nicht auf Menschen mit Halbseitenlähmung ausgelegt. Ohne die Unterstützung durch ihren Mann könnte sie ihre Übungen nicht ausführen. „Die Bürokratie und Ausgrenzung empfinde ich belastender als die Krankheitsfolgen“, erklärt Christel Horst-Seizinger. „Das ist wirklich schlimm.“ Und ihr Ehemann ergänzt: „Wir fühlen uns damit alleingelassen. Es fehlt einfach die Menschlichkeit.“

 

Nach ihren eigenen Erfahrungen raten Christel Horst-Seizinger und ihr Ehemann anderen Betroffenen, nicht aufzugeben und für ihre Rechte einzustehen. Und Horst-Seizinger wünscht sich eine sensiblere Wortwahl.

Ich bin nicht behindert. Ich habe Einschränkungen, die mich behindern.
Christel Horst-Seizinger

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