Bloß nicht aufgeben

Eileen Muß ist gerade einmal 28 Jahre alt, als sie der Schlaganfall trifft. Doch den Kopf in den Sand stecken und aufgeben? Das war für die alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohns nie eine Option.

„Ich wusste gleich, da stimmt etwas nicht“, erinnert sich Eileen Muß an jenen Tag im April 2023. Von einem Moment auf den anderen hat sie starke Nackenschmerzen, kann den Kopf nicht mehr drehen. Zunächst wendet sie sich an einen Orthopäden, der tippt auf einen eingeklemmten Nerv. Als jedoch nach drei Behandlungsterminen immer noch keine Besserung in Sicht ist, wird Muß an einen Neurologen verwiesen. Doch obwohl mittlerweile Symptome wie ein Rauschen im Ohr und ein Kribbeln in den Armen hinzugekommen sind, bleiben auch hier alle Tests unauffällig.

 

Zum gleichen Zeitpunkt steht für Eileen Muß eine geplante Mallorca-Reise vor der Tür. Gewissenhaft erkundigt sich die Berlinerin bei ihren Ärztinnen und Ärzten, ob die Reise mit ihren Beschwerden möglich ist. Sie bekommt die Erlaubnis. Doch auf der spanischen Insel folgt dann der Schock: Muß bricht zusammen, fällt sogar für zwei Tage ins Koma. Die Diagnose: Die damals 28-Jährige hat mehrere Schlaganfälle erlitten – einen im Urlaub und einen bereits einige Wochen zuvor zuhause in Berlin, daher ihre unklaren Beschwerden.

 

Neun Tage muss Eileen Muß auf der Intensivstation bleiben. „Mein Zustand war mehrmals kritisch“, berichtet sie. Zurück nach Deutschland wird sie vom ADAC geflogen. Und der Schlaganfall hinterlässt deutliche Spuren bei ihr: „Ich lag wie ein Stück Fleisch im Bett und konnte nichts mehr“, erzählt Muß. „Nicht sprechen, nicht essen und trinken, mich nicht selbstständig im Bett umdrehen.“

 

Ich habe einen kleinen Sohn – das kann so nicht bleiben.
Eileen Muß

Also beginnt sie zu kämpfen. Sechs Monate dauert ihre stationäre Reha. Am Ende verlässt sie die Klinik selbstständig laufend.

 

Bis heute stehen Physio- und Ergotherapie sowie viel Sport auf ihrem Trainingsplan. Und auch in anderen Bereichen kämpft Eileen Muß für ein selbstbestimmtes Leben: So hat sie mit einer Online-Spendenkampagne Geld für ein auf ihre Einschränkungen angepasstes Auto gesammelt. Seit Juli darf sie ganz offiziell wieder hinters Steuer. Und um mit dem Erlebten abschließen zu können und sich bei ihren spanischen Ärztinnen und Ärzten zu bedanken, ging es für sie dieses Jahr noch einmal nach Mallorca. Jetzt zählt für Eileen Muß nur noch: „Ich habe überlebt und kann wieder mit meinem Sohn spielen.“

 

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