Ein neues Leben nach dem Schlaganfall

Nach seinem Schlaganfall hat Jürgen Aschemoor lange mit dem Leben gehadert. Heute macht er als Blogger und Buchautor vielen anderen Betroffenen Mut.

„Es war einmal … – so fangen alle Märchen an. Aber das, war mir passierte ist kein Märchen, sondern bittere Realität“, schreibt Jürgen Aschemoor gleich zu Beginn seines Buches „Leben nach dem Schlaganfall“.  Auf 90 Seiten schildert er seine Erfahrungen mit seinem persönlichen Schicksalsschlag. 

 

Rückblick: 2. Dezember, 1999. Es ist der Tag, den Jürgen Aschemoor nie vergessen wird. „Eigentlich ein ganz normaler Donnerstag“, sagt der 81-Jährige. Er ist mit seiner Frau in der Delmenhorster Innenstadt beim Einkaufsbummel. In der Fußgängerzone knickt der damals 57-jährige plötzlich ein, sein linkes Bein versagt. Seine Frau Ingrid bittet zwei junge Männer, ihn auf eine Bank zu setzen. Jürgen Aschemoor hat kein Gefühl mehr im linken Fuß, seine Hand bekommt er nicht aus der Jackentasche, sein linker Mundwinkel hängt herunter. Er selbst hat sofort einen schlimmen Verdacht, seine Frau spricht es laut aus: „Ich glaube, du hast einen kleinen Schlaganfall – du musst in Krankenhaus.“ Schnell greift sie zum Handy ihres Mannes und wählt den Notruf. Gut zwanzig Minuten später liegt der Stuhrer auf der Intensivstation des Delmenhorster Krankenhauses. Diagnose – Schlaganfall. 

 

Knapp 22 Jahre sind seit dem Schlaganfall vergangen. Mit den teils schweren Folgen kämpft Aschemoor noch heute. Um sein Schicksal zu verarbeiten hat er ein Buch geschrieben, bloggt und teilt seine Erfahrungen im Internet, um anderen Betroffenen zu helfen. Für seine Rolle als Mutmacher ist er nun für den „Motivationspreis 2024" der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. 

 

Nach seinem Schlaganfall sitzt Jürgen Aschemoor zunächst im Rollstuhl. Bein, Fuß, Arm und Hand sind linksseitig gelähmt. Das Laufen muss er erst wieder mühsam lernen. „Durch die Taubheit und die geringe Beweglichkeit im linken Mundwinkel konnte ich manche Worte nicht deutlich aussprechen“, erinnert er sich. Trotz zahlreicher Reha-Aufenthalte hinkt das linke Bein immer noch hinterher, nur den rechten Arm kann er voll bewegen. 

 

Während seiner ersten Reha führt er Tagebuch über seine Übungen und seine Fortschritte. Als er ein halbes Jahr nach der ersten Therapie entlassen wird, setzt er sich zu Hause an den Schreibtisch und tippt alles ab. „Schreiben fiel mir nach dem Schlaganfall wegen meiner Halbseitenlähmung nicht leicht“, erinnert er sich. Um es sich zu erleichtern, lernte er, den Computer nur mit der rechten Hand zu bedienen. Bei seinem zweiten Reha-Aufenthalt in Lingen ermutigt ihn dann ein Arzt, seine Erlebnisse als Buch zu veröffentlichen. Gesagt, getan: 2005 erscheint seine Geschichte unter dem Titel „Leben nach dem Schlaganfall“.


Seit dem Erscheinen des Buches vor 19 Jahren hat sich vieles verändert. „Es war sehr schwer für mich, in ein neues, anders geartetes Leben zu treten“, gibt er offen zu.

Jürgen Aschemoor
Ich habe meine Behinderung akzeptiert und bin in ein neues Lebensgefühl getreten.
Jürgen Aschemoor

Zurzeit schreib er sogar an einem zweiten Buch. 

 

Oft war der Weg zurück ins Leben ein echter Kampf für den Niedersachsen. Und obwohl es anstrengend war, ist Jürgen Aschemoor hartnäckig geblieben und hat nicht aufgegeben. Mit seiner Geschichte will er anderen Mut machen, es ihm gleichzutun. Seine Botschaft: „Ich habe es geschafft. Ihr könnt es auch!“

: Motivationspreis 2024

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