Melina macht ihren Weg

Ein Schlaganfall hat das Leben von Melina Maier auf den Kopf gestellt. Sie hat es neu sortiert und sich Ziele gesetzt – mit Erfolg.

Gesundheits- und Krankenpflegerin wollte Melina Maier eigentlich werden und begann eine Ausbildung am Uniklinikum Heidelberg. Dann kommt jener verhängnisvolle Sonntag im Mai 2018, Melina ist gerade einmal 20 Jahre alt. Beim Frühstück bricht sie zusammen, ein epileptischer Anfall kommt hinzu. Ihr Glück im Unglück: es geschieht beim Sanitätsdienst der Johanniter-Unfallhilfe, wo sie sich ehrenamtlich engagiert. Die Kolleginnen und Kollegen erkennen sofort den Ernst der Lage, in kürzester Zeit ist Melina in der Neurologie des Klinikums Ludwigshafen.

 

Die Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren ein Gerinnsel in ihrem Gehirn – ein Schlaganfall. Immer häufiger trifft diese tückische Erkrankung auch jüngere Menschen. Obwohl ihre Behandlung optimal verläuft, hinterlässt der Schlaganfall schwere Folgen. Eine Körperhälfte ist gelähmt, ihr Sehvermögen eingeschränkt. Ein schwerer Schock für die hoffnungsvolle, junge Frau. Doch die Krankheit weckt den Kampfgeist in ihr. Nach Entlassung aus der Klinik setzt sie sich ein Ziel: „Wenn ich wieder fit bin, laufe ich den Jakobsweg, egal wie!“

 

Drei Monate verbringt sie in der neurologischen Rehabilitation. „Schritt für Schritt habe ich mich zurückgekämpft“, erinnert sie sich an die Zeit. „Da war fast jeder Tag ein kleiner Meilenstein.“ Nach Entlassung aus der Reha geht es weiter mit ambulantem Training. Regelmäßige Physio- und Ergotherapie bringen weitere Fortschritte. Doch der Schlaganfall hinterlässt auch unsichtbare Folgen. „Ich war lange in psychologischer Behandlung“, berichtet sie. „Aber irgendwann spürte ich, dass ich die Krankheit überwunden habe.“

Nach langer Vorbereitung, hartem Training und viel Zuspruch von Freunden und Familie ist es im Mai 2023 schließlich so weit: Zum 5. Jahrestag ihres Schlaganfalls macht sie ihren Vorsatz wahr und fliegt nach Portugal. Zu Fuß macht sich Melina auf den Weg von Porto nach Santiago de Compostela – 313 lange Kilometer. „Höhen und Tiefen, Frust und Freude – alles war dabei“, erinnert sie sich an die Wanderung. „Besonders prägend war für mich die Ankunft in Santiago de Compostela, ein Wechselbad der Gefühle – nahezu unbeschreiblich.“

 

Melina Maier hat es geschafft – sie hat die schweren Folgen ihres Schlaganfalls überwunden und ist in ihrem neuen Leben angekommen. Und beruflich? „Die Ausbildung in der Krankenpflege musste ich abbrechen“, sagt Melina. Obwohl die Medizin sie so interessiert, sucht sie sich einen neuen Weg.

Ich brauchte eine echte Veränderung, um meinen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
Melina Maier

Die Veränderung war radikal. Inzwischen ist Melina Maier Finanzbeamtin im Finanzamt Ludwigshafen. „Da hat man es auch mit Menschen zu tun, nur anders“, lacht die 26-Jährige.

 

In zwei Jahren beendet sie ihr Studium und steigt in den gehobenen Dienst auf. „Dann will ich den großen Camino laufen, wie Hape Kerkeling“, schwärmt sie und freut sich schon jetzt darauf. Mit ihrem Lebensweg, meint Melina, könne sie anderen jungen Menschen, die in eine ähnliche Krise geraten, Mut machen. Man darf gespannt sein, ob Melina Maier zu den Preisträgern gehören wird. Doch allein die Nominierung ist eine Auszeichnung – und so oder so: Melina Maier macht weiter ihren Weg...

 

 

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