Ihr Schlaganfall trifft Nancy Schäfer-Heinke mitten in der Nacht. Zunächst merkt sie nichts davon. Doch als sie auf der Arbeit ihren Computer starten möchte, ist sie völlig überfordert. Auch mit dem Sprechen klappt es nicht mehr richtig. Ob sie in diesem Moment einen Schlaganfall als Ursache für möglich gehalten habe? „Never ever“, erinnert sich die Bornstedterin. Stattdessen wendet sie sich an ihren Hausarzt. Der vermutet zunächst eine Kehlkopfentzündung. Als ihr Zustand jedoch von Tag zu Tag schlechter wird, sucht sie erneut einen Arzt auf.
Diesmal wird Nancy Schäfer-Heinke direkt in die Uniklinik Magdeburg eingewiesen – Diagnose Schlaganfall. Die Folgen: Eine Sprachstörung und halbseitige Lähmung. Vier Wochen muss sie im Krankenhaus bleiben, danach geht es für sie in eine Reha-Klinik. „Die Reha hat wirklich gute Arbeit geleistet“, ist Schäfer-Heinke noch heute mit ihren Fortschritten dort zufrieden. Doch die Rückkehr in ihren Beruf ist steinig. Ein ganzes Jahr dauert es, bis sie im Job wieder voll einsatzfähig ist. Denn egal, ob Lesen, Schreiben oder Rechnen – alles muss sie neu lernen.
Aber Nancy Schäfer-Heinke meistert diese große Herausforderung – und denkt sich: „Da muss doch noch mehr möglich sein.“ Neben Beruf und Familie beginnt sie daher ein Studium der Angewandten Gesundheitswissenschaften. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich: In ihrem Unternehmen wird sie zur Vertrauensperson der Schwerbehindertenvertretung gewählt. „Ich will für meine Kolleginnen und Kollegen da sein“, zeigt sich Schäfer-Heinke motiviert.
Im Sommer 2022 gründet sie daher zusätzlich die Selbsthilfegruppe „Zusammen gegen den Schlaganfall“ in Magdeburg. „Ich habe vorher nur Selbsthilfegruppen für ältere Betroffene gefunden“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. „Dabei wusste ich, dass es mehrere jüngere wie mich gibt.“
Für Nancy Schäfer-Heinke ist klar: „Als Selbstbetroffene macht es Sinn, mich für andere Schlaganfall-Betroffene zu engagieren.“ Daher ist sie auch im Vorstand des Schlaganfall Landesverbands Sachsen-Anhalt e.V. aktiv und sitzt im Expertenbeirat des wissenschaftlichen Projekts „StrokeCompass“. Dieses möchte ein Unterstützungsangebot für Menschen mit Schlaganfall entwickeln. Außerdem hat sich Schäfer-Heinke von der Schlaganfall-Hilfe zur ehrenamtlichen Schlaganfall-Helferin ausbilden lassen. In dieser Funktion unterstützt sie Betroffene in ihrem Alltag.
Gleichzeitig schließt sich hier der Kreis zu ihrem Studium. Denn in ihrer Abschlussarbeit befasst sich Nancy Schäfer-Heinke mit dem Effekt des Schlaganfall-Helfer-Projekts. Das Ergebnis: Die Traumnote 1,0. Nach diesem Erfolg strebt die Bornstedterin jetzt den Master „Management im Gesundheitswesen“ an. Auch dabei möchte sie sich wieder mit dem Schlaganfall beschäftigen. Diesmal sollen die unsichtbaren Folgen der Erkrankung im Mittelpunkt ihres Studiums stehen.