Patricia Kelly, die mit ihrer Familie in der Nähe von Düsseldorf lebt, wird von ihrer Nominierung völlig überrascht. Das Aufsehen um ihre Person ist ihr fast peinlich. Sie fühle sich „unwürdig“. Schließlich nimmt sie die Nominierung an, „um die Aufmerksamkeit für das Thema Schlaganfall zu erhöhen“, wie sie schreibt. „Danke für diese Ehre!“
Das Engagement der Künstlerin für die Schlaganfall-Hilfe begann 2018 bei einem Charity-Event in Berlin. Patricia Kelly schenkte der Stiftung und ihrer Präsidentin Liz Mohn ihren Song „Together Now“. Seither ist die Sängerin als Botschafterin der Stiftung auf zahlreichen Events unterwegs, klärt auf über die Folgen eines Schlaganfalls und zeigt ihre Solidarität mit den Betroffenen und ihren Angehörigen. Als junge Frau musste sie die Schlaganfälle ihres Vaters Dan Kelly erleben. Aus eigener Erfahrung weiß sie, was es bedeutet, einen schwer betroffenen Schlaganfall-Patienten in der Familie zu pflegen.
Patricia Kellys Leben ist geprägt von der Musik. Sie kennt die großen Auftritte, die Scheinwerfer- und Blitzlichter auf den Bühnen, auf roten Teppichen oder in Fernsehstudios. Doch hinter der Fassade des Stars verbirgt sich ein Herzensmensch, tief verwurzelt im christlichen Glauben. Sie folgt ihrer Mission, Menschen zu helfen, auch dort, wo keine Kamera läuft. Immer wieder besucht sie in den letzten Jahren die Stiftung, nimmt ohne Berührungsängste teil an ihren Workshops, sucht das Gespräch auf Augenhöhe mit den Betroffenen und musiziert gemeinsam mit ihnen. Meist ist Ehemann Denis Sawinkin an ihrer Seite. Manchmal wird gar ein Familienausflug daraus, wenn das Ehepaar seine beiden Söhne mitbringt.
Als die Schlaganfall-Hilfe 2023 ihr 30-jähriges Jubiläum in Berlin feiert, werden 150 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Medizin und Gesellschaft Zeugen einer Weltpremiere. Zum großen Finale betritt Patricia Kelly gemeinsam mit dem Aphasiker-Chor Berlin die Bühne. Die Mitglieder des Chores sind Betroffene, die durch ihren Schlaganfall die Sprache verloren haben. Für Außenstehende wirkt es wie ein Wunder, dass sie dennoch das Singen nicht verlernt haben. Es hilft ihnen, auch die Sprache wiederzufinden. Gänsehaut pur im Saal und Tränen der Freude und Rührung, als der Chor gemeinsam mit Patricia „Amazing Grace“ anstimmt.
„Ich bin aufgeregter, als wenn ich vor 20.000 Menschen auftrete“, gesteht Kelly ihrem kleinen Auditorium in Berlin. „Es ist eine ganz große Ehre für mich, mit diesen wunderbaren Menschen zu singen. Wir haben bei den Proben schon so eine schöne Zeit gehabt.“ Der Auftritt, die Proben, die persönliche Begegnung mit dem Star bleiben hängen bei den Chor-Mitgliedern. Sie nominieren Patricia Kelly für den Motivationspreis. „Die Sänger und Sängerinnen sprechen noch heute von diesem ungewöhnlichen Erlebnis“, sagt Wolfgang Böhmer, Leiter des Chores.
Besonders gern erinnern sich die Beteiligten an die gemeinsame Probe. Patricia Kelly sei den Menschen begegnet „in einer bescheidenen, natürlichen und herzlichen Art, die entwaffnend und absolut überzeugend ist“, so Chorleiter Böhmer. „Sie begrüßte jedes Chormitglied mit Handschlag oder Umarmung. Keine Berührungsangst, kein Gefälle zwischen gesund und krank, geschweige denn zwischen Star und Fan, sondern direkte körperliche und emotionale Präsenz, eine echte Begegnung zwischen Mensch und Mensch.“