Schlaganfall-Patienten haben oft eine eingeschränkte Handfunktion. Die richtige Lagerung kann Folgeschäden vermeiden. Für manche Patienten kommt auch eine neuartige Elektrostimulation infrage, durch die sogar verloren geglaubte Funktionen wiederhergestellt werden können.
Immer wieder lernt Marcus Fleischer Patienten kennen, die erst zu ihm kommen, wenn der Leidensdruck zu groß wird. Wenn sich die Hand nicht mehr öffnen lässt und die Nägel beginnen, in die Handinnenflächen zu wachsen. Wenn die Bänder so verkürzt sind, dass sich das Handgelenk nicht mehr bewegen lässt. „Solche Probleme lassen sich vermeiden. Wer durch einen Schlaganfall eine Lähmung oder eine Spastik der Hand hat, sollte so früh wie möglich zum Arzt gehen. Dieser kann eine Orthese, also eine Lagerungsschiene, verschreiben."
Fleischer arbeitet als Orthopädie-Techniker im Sanitätshaus Gerd Klinz in Bernburg (Sachsen-Anhalt). Er hat jahrelange Erfahrung in der Behandlung von Schlaganfall-Patienten. Beim ersten Treffen gibt es viel zu klären: Wie lange ist der Schlaganfall her? Ist die Faust geschlossen oder kann sie geöffnet werden? Wie viel Funktion ist noch vorhanden? Sind noch Fortschritte zu erwarten? Liegt eine Spastik vor? Erst nach einem intensiven Gespräch mit den Betroffenen kann Fleischer individuelle Tipps zur richtigen Orthese geben.
„Zudem ist der Austausch mit den behandelnden Ärzten und Ergotherapeuten wichtig. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir die bestmögliche Lösung für den Patienten finden", ist seine Erfahrung. Denn die passende Hand-Orthese zu wählen ist nicht einfach. Es gibt keine festgelegten Richtlinien für die Behandlung, die Meinungen der Fachleute gehen oft auseinander. Wenn beispielsweise bei Patienten mit einer Spastik eine Entscheidung zwischen einer starren Schiene oder einer dynamischen Schiene ansteht. „Ich empfehle in diesem Fall meistens eine dynamische Schiene, die die Bewegungen bei einer Spastik mitmacht. So entstehen weniger Druckstellen", sagt Marcus Fleischer. Außerdem sei es in vielen Fällen sinnvoll, eine Schiene anfertigen zu lassen und nicht auf ein fertiges Produkt zurückzugreifen. „Zum einen ist jede Hand anders, sodass eine individuell angefertigte Schiene immer perfekt passt. Zum anderen können diese Lagerungsschienen so gebaut werden, dass der Patient sie ohne fremde Hilfe mit der gesunden Hand anziehen kann", erklärt der Experte. Das müsse manch ein Patient der Krankenkasse allerdings erst erläutern.
Orthesen mit funktioneller Elektrostimulation
Noch relativ neu sind Orthesen mit einer sogenannten funktionellen Elektrostimulation. Sie kommen für Schlaganfall-Betroffene infrage, bei denen eine neutrale Stellung des Handgelenks möglich ist. Außerdem sollten sie so technikaffin sein, dass sie das Gerät alleine bedienen können. Mit dem Kopf kann die Funktion gesteuert werden, etwa das Öffnen und Schließen der Hand. Damit werden unter anderem die Bänder aktiviert, der Blutfluss verbessert und ein Teil der früheren Handfunktion wiederhergestellt. Die Hauptsache bei allen Optionen ist: Der Patient muss das Hilfsmittel verstehen und anwenden, damit es wirklich hilft.