Ausfall auf beiden Augen
Bei einigen fehlt ein kleiner Teil der Textzeile, wenn sie lesen. Andere bemerken auf der Straße nicht, dass links oder rechts vor ihnen eine Laterne steht, der sie ausweichen müssen. Der Gesichtsfeldausfall besteht vor beiden Augen auf derselben Seite, kann aber unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Er kann von einer kleinen Einschränkung bis hin zu einem halbseitigen Ausfall reichen.
Hoffnung für Betroffene
„Bei etwa 40 Prozent der betroffenen Schlaganfall-Patienten verbessert sich die Situation innerhalb der ersten Wochen. Wer nach sechs Monaten noch Ausfälle hat, muss damit rechnen, dass sie dauerhaft sind“, erklärt Prof. Susanne Trauzettel-Klosinski. Die Augenärztin leitet die Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation am Universitätsklinikum Tübingen. Sie macht den Betroffenen Hoffnung: „Durch gezielte Übungen für die Augen lässt sich die Selbstständigkeit und damit die Lebensqualität erheblich verbessern.“ Das haben die Studien ihres Teams inzwischen wissenschaftlich belegt und das gilt für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Augenbewegungen trainieren
Das Prinzip ist relativ einfach: Die Betroffenen lernen, ihre Umgebung gezielt wahrzunehmen. Das heißt, mit suchenden Augenbewegungen (Sakkaden) wird der Gesichtsfeldausfall zur blinden Seite hin verschoben und die Informationen der blinden Seite können genutzt werden. Es gibt spezialisierte Reha-Einrichtungen, in denen solche Trainingsprogramme angeboten werden. Doch auch am Bildschirm zu Hause können Betroffene mithilfe des Computerprogramms „VISIOcoach“ trainieren. Dabei müssen Suchaufgaben am Bildschirm gelöst werden. Dieses Programm erfordert keine Computer-Vorkenntnisse und ist deshalb auch für ältere Patienten und Kinder geeignet.
Sehen schafft Sicherheit
„Nach sechs Wochen intensiven Trainings haben unsere Studienteilnehmer deutliche Verbesserungen bemerkt. Danach ist es sinnvoll, ein bis zwei Mal pro Woche zu üben, um die Fähigkeiten zu erhalten“, rät die Expertin. Besonders freut sie sich, wenn Betroffene durch das Training im Alltag wieder besser zurechtkommen. „Manche trauen sich das erste Mal nach Jahren, Fahrrad zu fahren, weil sie sicher sind, ihre Umgebung wieder ausreichend wahrzunehmen. Ein Kind spielt inzwischen sogar wieder Tennis.“
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