Der pensionierte Oberamtsrat erleidet 2015 einen schweren Schlaganfall. Es ist eine Katastrophe für den Halbmarathon-Läufer und Tennislehrer. Im Grunde ist er eine Kämpfernatur, doch wie kämpft jemand, der vermeintlich nichts mehr kann? Seine Lebenspartnerin Ingrid Erhardt-Rosentritt ist auf der Intensivstation an seiner Seite und hilft ihm über die erste, kritische Zeit.
Im Pflegebett zurück nach Hause
Nach langem Leidensweg kehrt Jochen Dolata im Pflegebett zurück nach Hause. Eine Pflegekraft kommt täglich ins Haus, bleibt von morgens bis abends. Die Prognose ist schlecht, Verbesserung kaum in Sicht, die Situation scheint hoffnungslos. Da kommt seiner Partnerin eine scheinbar skurrile Idee. „Ich wusste von Jochen, dass er als junger Mann an der Kunsthochschule angenommen wurde. Er hat sich damals aber doch für die sichere Beamten-Laufbahn entschieden.“
Der Beginn eines neuen Lebensabschnitts
Sie schiebt ihrem schwerbehinderten Partner einen Malblock unter den Arm, klemmt ihm Ölkreide zwischen die spastisch gelähmten Finger und wartet ab, was passiert. Ihr Partner schaut sie lange mit leerem Blick an, bis er irgendwann beginnt, Striche zu ziehen. Dann passiert wieder lange Zeit nichts. Es dauert Stunden, bis Dolata erschöpft die Kreide aus den Händen legt. Der Logopäde, der am nächsten Tag zum Hausbesuch kommt, möchte das Bild kaufen. Das ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts für Jochen Dolata.
Mit Ölpastenkreide entstehen Bilder
Jochen hat selten die Kraft zu malen. Oft bringt er nur wenige Striche zu Papier“, erklärt Ingrid Erhardt-Rosentritt. Seine gelähmte Hand reicht kaum bis zur Mitte des Malblocks. Wenn das Papier gedreht werden soll, macht er sich bemerkbar. Allein die Ölpastellkreide selbst aufzunehmen ist jedes Mal eine große Herausforderung und nimmt oft Minuten in Anspruch. Und doch entsteht über Monate hinweg nach und nach eine Serie von Bildern, geprägt durch einen erkennbar eigenen Stil.
Die stumme Botschaft des Mutmachers
Jochen Dolata hat es geschafft – aus der Hoffnungslosigkeit hat der 70-Jährige den Weg zu einem neuen Lebensinhalt gefunden. Große innere Stärke musste er dafür aufbringen. Und klar ist auch: Wer so schwer behindert ist, braucht ein intaktes Umfeld, einen engagierten Partner und massive Unterstützung. Ist das gegeben, scheint fast nichts unmöglich. Das ist vielleicht die stumme Botschaft des Mutmachers, der jetzt Ölkreide für sich sprechen lässt...