Sie war die Frontfrau der ARD-Sportschau, eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens, bis es bei einer Hirn-OP im Januar 2009 zu schweren Komplikationen kam. Monatelang lag sie im Koma. Ob sie überlebte, war lange Zeit unklar. Sie tat es – doch ihr Leben ist seitdem ein anderes.
Kaum Fortschritte
Eine großzügige, lichtdurchflutete Wohnung im eleganten Hamburger Stadtteil Eppendorf mit herrlichem Blick über den gepflegten Garten auf die Alster, das ist jetzt ihr Zuhause. Früher begann ihr Tag mit einer Joggingrunde am Alsterufer. „Das fehlt mir sehr“, bedauert Monica Lierhaus. Statt Alsterrunde an der frischen Luft steigt sie jetzt ab und an aufs Laufband und sieht nebenbei fern.
Das Laufen ist nach wie vor ihre große Herausforderung. Ihr Therapeut baut sie auf, sieht Fortschritte, wo sie selbst keine mehr spürt. Entsprechend schwer fällt es ihr oft, sich zu motivieren. Gut, dass es Pauline gibt. Die Havaneser-Hündin erinnert ihr Frauchen viermal täglich, dass es Zeit für einen Spaziergang ist.
Zweimal wöchentlich erhält sie Osteopathie, zusätzlich Physiotherapie und Logopädie. „Beim Sprechen spüre ich die meisten Fortschritte“, sagt sie. Für den Fernsehsender Sky interviewt sie gelegentlich Persönlichkeiten aus dem Sport. „Das sind die seltenen Momente, in denen ich keinen Schmerz spüre“, sagt Monica Lierhaus. Sie hätte gerne viel mehr solcher Momente.
Nach Brasilien kam das Loch
Die Fußball-WM 2014 war ein großes Ziel für sie. Sie hat es geschafft, wurde rechtzeitig so fit, dass sie für Sky nach Brasilien fliegen konnte. Doch anschließend fiel sie in ein großes Loch. „Ich hatte es geschafft, aber plötzlich hatte ich kein Ziel mehr“, sagt sie rückblickend.
Was als Nächstes kommt? Monica Lierhaus weiß es noch nicht. „Ja, ich brauche neue Ziele“, sagt sie nachdenklich. Einen Krimi würde sie gerne einmal schreiben. Die Geschichte dafür hat sie im Kopf, auch schon einige Seiten zu Papier gebracht. Aber es fällt ihr schwer, sie lebt halt für das Fernsehen und den Sport, durch und durch.
Familie gibt Rückhalt
Zahlreiche Bilder an den Wänden ihrer Wohnung erinnern an ihr altes Leben, zeigen Monica Lierhaus vor der Kamera mit den Größen des deutschen Fußballs. Ein paar Kontakte aus dieser Zeit sind geblieben, auch die „Mädelsrunde“ hat noch Bestand. Einmal monatlich wird es laut und lustig in ihrem Wohnzimmer.
Bei allem Unglück, das Monica Lierhaus geschah – auf ihre Familie kann sie sich verlassen. Mit ihrer Schwester Eva, die kaum 500 Meter entfernt wohnt, geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio. Und ihre Mutter fährt sie zu den Therapien. „Ich weiß gar nicht, wie das Menschen hinbekommen, die nicht so ein Umfeld haben“, sagt sie.
Engagement als Ziel
Monica Lierhaus ist weiter auf der Suche. Ein konkretes Ziel zumindest hat sie sich gesteckt: Sie möchte sich stärker für die Deutsche Schlaganfall-Hilfe engagieren. Ein gutes Ziel. Es wird das „Davor“ nicht zurückbringen, aber dem „Danach“ neuen Sinn geben. Und damit ist schon sehr viel gewonnen.