Hilfsmittelversorgung als wichtiger Teil des Spastik-Managements

Um eine Spastik erfolgreich zu behandeln, braucht es eine gute interdisziplinäre Versorgung der Betroffenen durch Fachkräfte aus Medizin, Therapie und Sanitätshaus.

Betroffene, die erste Anzeichen einer Spastik bemerken, sollten sich zeitnah an ein Sanitätshaus wenden, möglichst mit einer Orthopädietechnik, die auch Sonderbauten anfertigt. Lange ist Fachbereichsleiter für Orthetik und Neurorehabilitation beim Sanitätshaus Paul Samberger in München. „Je früher man aktiv wird, desto besser für die Hilfsmittelversorgung“, betont Orthopädie-Techniker Florian Lange.

Aber auch für Patientinnen und Patienten, die schon länger unter einer Spastik leiden, lohnt sich der Weg ins Sanitätshaus.

 

Sanitätshäuser unterstützen im Versorgungsprozess

Das Sanitätshaus erstellt nach einem ersten ausführlichen Beratungsgespräch einen Verordnungsvorschlag für die behandelnde Arzt­praxis. Langes Tipp: „Viele Sanitätshäuser unterstützen auch im anschließenden Genehmi­gungsprozess – zum Beispiel wenn ein Widerspruch bei der Krankenkasse nötig wird.“ Welches Hilfsmittel für Betroffene mit Spastik das richtige ist, ist ganz individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab: Um welche Art von Spastik handelt es sich? Wie ausgeprägt ist sie? Und wie lange wurde die Spastik nicht be­handelt?

 

Unterschiedliche Hilfsmittel für betroffene Körperteile

Für Arm und Bein gibt es beispielsweise Lagerungsorthesen. Sie halten das betroffene Körperteil in einer funktionellen Position, um die dauerhafte Kontraktion der Muskeln (Mus­kelanspannung) zu vermeiden. Varianten mit einem integrierten Gelenk ermöglichen es auch bei bereits verkürzten Sehnen, die Kon­traktion schrittweise zu beheben.

  • Sogenannte CDS-Orthesen kommen bei Kontraktionen im Knie oder Ellenbogen zum Einsatz. Sie geben den Betroffenen ein Stück Bewegungsfähig­keit zurück.
  • AFO-Orthesen (Unterschenkel-Orthesen) und KAFO-Orthesen (Ganzbein-Orthesen) werden mithilfe eines Gipsabdrucks individu­ell angepasst, um die Spastik zu korrigieren. Spezielle Spreizkeile kommen bei Beuge-und Streckspastiken in den Adduktoren zum Einsatz.
  • FES-Systeme arbeiten mit funktionel­ler Elektrostimulation. Sie verbessert die Fä­higkeit der betroffenen Muskeln, zwischen An-und Entspannung zu wechseln.
  • Ein Her­steller bietet die Technik der funktionellen Elektrostimulation auch in Form eines Ganzkörperanzugs, der alle zwei Tage für sechzig Minuten getragen wird. Das soll spastische Muskelkontraktionen lindern und die Bewe­gungsfähigkeit verbessern.

 

Denken Sie an laufende Anpassungen

Wichtig: Die Hilfsmittelversorgung endet nicht damit, dass Betroffene ihre Orthese er­halten.

Es sind regelmäßige Kontrollen im Sanitätshaus nötig, um das Hilfsmittel bei möglichen Verbesserungen oder Verschlechterungen der Spastik entsprechend anpassen zu können.
Florian Lange