Schlaganfall - Beziehung und Familie

Der Schlaganfall ist weit mehr als ein medizinisches Problem. Er ändert die Lebensrealität einer ganzen Familie.

Der Schlaganfall sorgt für eine andere Rollenverteilung in der Beziehung und Familie

So werden beispielsweise Angehörige zu Pflegepersonen. Wer vorher für die Versorgung der Familie zuständig war, ist plötzlich selbst auf Unterstützung angewiesen. Und bei manchen Ehepartnerinnen und -partnern schleicht sich der Gedanke ein: Das ist nicht mehr der Mensch, den ich geheiratet habe. 

 

Holen Sie sich Hilfe

Es ist wichtig, sich den Schmerz über die ver­änderte Situation einzugestehen.
Klaus Vogelsänger, systemischer Paar- und Familientherapeut

Einfach weiterzumachen und die negativen Gefühle zu ver­drängen, verursacht in der Regel früher oder später Probleme. Idealerweise kann man seine Gefühle mit einer Vertrauens­person aus dem Familien- und Freundeskreis oder einer Selbsthilfegruppe teilen. Vogelsänger rät zudem: „Holen Sie sich professionelle Hilfe durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten.“ Viele Menschen denken: Ich muss das alles allein schaffen. „Das ist ein Irrtum“, betont Vogelsän­ger. „Mithilfe der professionellen Unterstützung lässt sich eine neue Akzeptanz der Situation entwickeln.“

 

Manchmal sind die Veränderungen durch den Schlaganfall auch so groß, dass neue Strukturen nötig sind, um diese zu bewältigen, zum Beispiel der Umzug in ein Wohnprojekt. „Es braucht Mut, um ehrlich mit allen Familienmitgliedern die Ge­staltung des neuen Lebens auszuhandeln“, weiß Klaus Vogel­sänger. „Auch in diesem Prozess ist ein unterstützender Kreis, beispielsweise eine Selbsthilfegruppe, sehr wertvoll.“ 

 

Gemeinsame Aktivitäten planen

Um trotz der krankheitsbedingten Belastung die Bezie­hung zu stärken, sollten Paare ganz gezielt schauen, wel­che gemeinsamen Aktivitäten ihnen guttun, so der Exper­te. Das können kleine Dinge wie ein Spaziergang oder zusammen Kochen sein, aber auch eine größere Unter­nehmung wie ein gemeinsamer Urlaub. Entscheidend ist, dass die gemeinsame Zeit der Entspannung dient und die Lebensfreude steigert.

 

Speziell den Angehörigen rät Klaus Vogelsänger, auch an sich selbst zu denken. Die Gesellschaft vermittelt häufig, sie müssten die betroffene Person bedingungslos pflegen und die eigenen Bedürfnisse hintanstellen. Doch das ist der fal­sche Weg. „Wenn Angehörige sich über einen langen Zeit­raum selbst vergessen, führt das zu Unzufriedenheit oder so­gar Depressionen. Darunter leiden auch Beziehung und Familie.“