Mehrere Versuche hat Michael gestartet, nach seinem Schlaganfall wieder in seinen Beruf zurückzukehren. Sein Arbeitgeber hat ihn dabei unterstützt. Doch vor Ort, bei den Kunden, wurden die Auswirkungen der Erkrankung deutlich – zu deutlich: „Ich war Kaufhaus-Detektiv. Nach dem Schlaganfall hatte ich natürlich körperlich keine Chance mehr, Dieben hinterher zu laufen oder sie festzuhalten. Also habe ich in die Videoüberwachung gewechselt.“ Das sei eigentlich eine optimale Aufgabe gewesen, doch auch sie hatte einen Haken: „Ich musste Berichte schreiben und diese mit nur einer Hand tippen. Das war den Kunden dann leider zu langsam. Letztendlich hat die Rückkehr in den Beruf nicht funktioniert.“ Ein Arzt von der Rentenkasse bestätigte endgültig: Er sehe keine Chance auf eine Rückkehr ins Arbeitsleben. 44 Jahre war Michael damals alt.
Er hatte Zukunftsängste: Welche Rentenansprüche hat er? Welche Gelder kann er noch beantragen? Reicht das fürs Leben? Aber auch: Was soll er mit der unfreiwillig vorhandenen freien Zeit anfangen? „Ich hatte Glück im Unglück“, sagt er heute. Seine Cousine, die soziale Arbeit studierte, unterstützte ihn. Die Miete seiner Wohnung war so günstig, dass er sie behalten konnte. Er hat gelernt, mit weniger Geld zurecht zu kommen. „Die erste Zeit war sehr schwierig, inzwischen bin ich gerne Frührentner.“ Die anfangs gefürchtete Langeweile ist nicht aufgekommen. Vormittags hat er ambulante Therapien, nachmittags engagiert er sich sozial in seiner Selbsthilfegruppe oder hält über das Internet Kontakt zu Freunden und Bekannten. Und er hat ein neues Hobby gefunden: „Ich habe mir eine Dauerkarte fürs Kino besorgt, so dass ich zu einem günstigen Festpreis so viele Filme gucken kann, wie ich will.“
Bei der Kampagne „Ich setze ein Zeichen“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe macht er mit, um anderen Betroffenen zu zeigen, dass es weiter geht: „Mir haben zum Beispiel zwei Ärzte gesagt, dass ich meinen Arm nie wieder bewegen kann. Für sie war ich austherapiert.“ Er wollte das nicht glauben. Ein dritter Arzt habe ihm schließlich Mut gemacht und die gewünschte Therapie verschrieben: „Inzwischen kann ich den Arm wieder heben und sogar mit der Hand greifen. Es ist unglaublich wichtig, sich Menschen zu suchen, die einen motivieren – auch, wenn die Suche mal etwas länger dauern sollte“, sagt Michael.