Fast 2.500 Patientinnen und Patienten betreuten die Schlaganfall-Lotsen der Stiftung in der Modellregion Ostwestfalen-Lippe (OWL) bisher. Das vom Bund geförderte Projekt STROKE OWL ist offiziell abgeschlossen, die Kassen finanzieren den Einsatz der Lotsen aber weiter, weil alle von dem Modell überzeugt sind. Ein Jahr lang begleiten Lotsen ihre Patienten in der Nachsorge, beraten und unterstützen sie. "Gerade für Patienten mit einem hohen Risikoprofil verbessert sich die Versorgungssicherheit", berichtet Prof. Dr. Christoph Redecker vom Klinikum Lippe. Blutdruckeinstellung, Lebensstilanpassungen, Medikamenteneinnahme - "die Lotsen überprüfen das und haken nach."
Mehr Lebensqualität durch Lotsen
Der Einsatz von Lotsen ist wirksam: Betreute Patienten empfinden nach einem Jahr trotz ihres Schlaganfalls eine ähnlich hohe gesundheitsbezogene Lebensqualität wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Das zeigt die wissenschaftliche Begleitforschung der Uni Bielefeld. Nicht nur beim Schlaganfall und in Ostwestfalen-Lippe können Patienten von Lotsen an ihrer Seite profitieren, wie vergleichbare Projekte für Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen belegen. Deshalb hat die Bundesregierung sich in ihrer Koalitionsvereinbarung das Ziel gesetzt, Patientenlotsen in die Regelversorgung zu überführen - ein großer Erfolg für die Deutsche Schlaganfall-Hilfe und ihre zahlreichen Netzwerkpartner. Nur fragen sich alle: Wie kann das gehen, angesichts der Vielfalt der Projekte?
Region OWL als Vorbild für den Bund
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe will entscheidende Hilfe auf der Suche nach einer politischen Lösung leisten. Sie entwickelt derzeit das Nachfolgeprojekt LEX LOTSEN OWL. Dabei geht es nicht mehr darum, die Wirkung von Lotsen auf ihre Patienten zu untersuchen, sondern auf das regionale Gesundheitssystem und seine Akteure. Der konkrete Einsatz von Lotsen - das ist die Erfahrung der Schlaganfall-Hilfe - muss auf kommunaler Ebene gesteuert werden. Diese regionalen Erfahrungen sollten in die Gesetzgebung in Berlin einfließen. "Wir wollen auf jeden Fall noch in dieser Legislaturperiode eine Zwischenauswertung vorlegen, die der Politik wichtige Hinweis für die künftige Gesetzgebung gibt", sagt Vorstand Dr. Michael Brinkmeier.
Neues Modell für die Politik
Diese Anregungen sollen den Weg nicht nur für Lotsen nach Schlaganfall ebnen. Es geht darum, eine neue Versorgungsform zu finden und Patientenlotsen unabhängig vom Krankheitsbild einzuführen. "Das ist möglich", sagt Brinkmeier. "Wir schätzen, dass rund 80 Prozent der Lotseninterventionen gleich sind, unabhängig von der Erkrankung." Entscheidend sei nicht die Fallebene, sondern die so genannte Governance. Also in welche Strukturen Lotsen eingebettet sind, auf welcher gesetzlichen Grundlage sie arbeiten und aus welchen Töpfen ihre Leistungen am Ende des Tages bezahlt werden. Da ist die Schlaganfall-Hilfe mit der Einbettung in ihre Heimatregion Ostwestfalen-Lippe und ihren erprobten Schlaganfall-Lotsen prädestiniert, ein neues Modell zu erarbeiten.