Ratgeber geschrieben

Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein. Diese Erfahrung machte auch Angela Gutzeit und schrieb ein Buch darüber.

Als ihr Ehemann im Februar 2023 einen schweren Schlaganfall erleidet, fühlt sich die Berlinerin mit sämtlichen Herausforderungen allein gelassen. Eine globale Aphasie (Sprachstörung) ist die Folge – eine quälende Behinderung für die Betroffenen, die nach Worten ringen, sich aber nicht verständlich machen können. Doch wie ergeht es den Angehörigen? 

„In einem Krisenfall wie einem Schlaganfall fokussieren sich alle – Ärzte, Therapeuten sowie das gesamte soziale Umfeld – ausschließlich auf den Patienten“, musste Angela Gutzeit erfahren. „Die Angehörigen werden dabei völlig außer Acht gelassen, obwohl ihnen eine bedeutende Schlüsselrolle zukommt.“ Mit dieser Erfahrung ist sie nicht allein. Das weiß sie, seit sie die Berliner Angehörigengruppe besucht.

Die akute Hirnschädigung geht für ihren Mann bis heute mit Veränderungen seiner gesamten Lebenssituation einher, noch immer hat er erhebliche kognitive Defizite. Die Reaktionen Außenstehender waren für Angela Gutzeit lange schwer zu ertragen.

Ich habe die Veränderungen meines Manns als schmerzlichen Verlust erlebt, denn er war nicht mehr derselbe wie früher.
Angela Gutzeit

Die erschwerte Kommunikation mit einem Aphasiker führt dazu, dass die meisten sozialen Kontakte abbrechen.

 

Angela Gutzeit sucht nach Hilfen im Internet und nach Literatur. Dabei stellt sie fest, dass es zwar viele Ratgeber aus der Sicht Betroffener gibt, doch nur wenige, die eine Angehörigen-Perspektive beleuchten. Sie fasst den Entschluss, selbst ein Buch zu schreiben. „Es hat den Anspruch, all den Angehörigen und Pflegenden zu helfen, sich nicht mehr als Opfer zu fühlen, die Schuldgefühle hinter sich zu lassen, wenn man auch an sich selbst denkt, und Trauer zuzulassen“, erklärt sie.

 

Mehrere Hundert Stunden schreibt sie an ihrem Buch. Es enthält neben der authentischen Erzählung der Schlaganfall-Geschichte ihres Mannes auch Auszüge aus ihrem Tagebuch, gleichzeitig Checklisten und eine Übersicht mit Anlaufstellen und Kontaktadressen. „Februarstille“ lautet der Titel des Buches, dass sie unter dem Pseudonym Marietta Blum veröffentlichen wird. Im November 2024 soll es erscheinen.

 

: Motivationspreis 2024

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