Wie skurrile Zahlenspiele wirkten die Darstellungen der Pflegenoten, bei denen ein Heim mit der Note 1,6 schon unterdurchschnittlich schlecht dastand. "Wie kann es dazu kommen, dass ein Pflegeheim wegen schwerer Pflegemängel geschlossen werden muss, obwohl es die Note 1,0 hat?", fragte Gesundheitspolitiker Karl-Josef Laumann bereits 2015 in einer Bundestagsanhörung.
"Selbstverständlich muss es weiterhin die unangemeldeten Kontrollen der Medizinischen Dienste geben. Aber die Übersetzung der Ergebnisberichte in Schulnoten ist komplett gescheitert", erklärte Laumann seinerzeit. Belohnt wurde, wer fleißig dokumentierte, nicht wer gut pflegte. Schlechte Pflege ließ sich mitunter durch gutes Essen ausgleichen. Um eine 1,0 zu erreichen, mussten Heime lediglich Mindeststandards erreichen. So landeten die vollstationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland im Schnitt bei einer Gesamtnote von 1,2.
Neue Darstellung ab 2022
All das wird nun anders. Seit Oktober 2019 gilt das neue Qualitätssystem für die vollstationäre Pflege. Es setzt sich zusammen aus drei Elementen: aus der Indikatoren-Erhebung der Pflegeeinrichtungen, aus der externen Qualitätsprüfung durch den Medizinischen Dienst und der neuen Qualitätsdarstellung für Verbraucherinnen und Verbraucher im Internet.
Die Pflegeeinrichtungen müssen nach einem vorgegebenen Schema (Indikatoren) selbst Qualitätsdaten erheben. Das sollte eigentlich schon Routine sein, doch Corona bremste die Einführung des neuen Systems aus. Bis Ende 2021 haben die Einrichtungen jetzt noch Zeit, erstmals ihre Daten abzugeben. Ab 2022 müssen sie ihre Berichte dann halbjährlich aktualisieren.
Prüfung vor Ort
Die Daten werden zunächst einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Mit diesen Informationen kündigt dann der Medizinische Dienst der Kranken- und Pflegeversicherung seine Qualitätsprüfung an; den Einrichtungen bleiben 24 Stunden zur Vorbereitung. Der Dienst prüft vor Ort bei einer Stichprobe von neun Bewohnerinnen und Bewohnern die individuelle Versorgungsqualität.
Im Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern geht es darum, wie weit auf ihre individuellen Bedürfnisse eingegangen wird. Das bespricht der Medizinische Dienst auch mit der zuständigen Pflegefachkraft. Der abschließende Prüfbericht fließt gemeinsam mit der Indikatoren-Erhebung der Einrichtungen in die Qualitätsdarstellung ein, die im Internet veröffentlicht wird.
"Wer gute Qualität nachweisen will, muss wirklich daran arbeiten", sagt Pflegewissenschaftler Klaus Wingenfeld über das neue System.