Ein Schlaganfall trifft nur ältere Menschen. Das denken viele. Doch jedes Jahr erleiden wissenschaftlichen Schätzungen zufolge mehr als 30 von 100.000 Menschen unter 45 Jahren einen Schlaganfall – und diese Schlaganfälle haben meist andere Ursachen als bei älteren Patienten.
Prof. Markus Krämer, leitender Oberarzt am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen, hat sich auf Schlaganfälle bei jungen Menschen sowie seltene Schlaganfall-Ursachen spezialisiert. Im Rahmen der ersten „digitalen Patientenwoche“ der Stiftung Deutsche Schlagfall-Hilfe informierte er über das Thema und ging zudem auf Fragen zur Corona-Impfung ein.
Zum Auftakt des Seminars beantworteten die Teilnehmer die Frage "Was ist Ihre größte Angst in Bezug auf dem Schlaganfall". Aus den vielfältigen Antworten entstand eine bunte Wortwolke. Die Angst vor Behinderungen und einem erneuten Schlaganfall teilten viele, aber auch die Angst vor sozialer Ausgrenzung und Isolation prägt viele Betroffene.
Suche nach Ursache nicht immer erfolgreich
Bei manchen jungen Betroffenen steht die Ursache für den Schlaganfall schnell fest: Einige haben zum Beispiel ein bislang unentdecktes Loch im Herzen, durch das ein Blutgerinnsel weiter ins Gehirn wandern konnte. Andere erleiden den Einriss einer Gefäßwand, eine sogenannte Dissektion. Manche haben eine Bindegewebsstörung oder andere Grunderkrankungen, die die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall erhöhen. „Trotzdem gilt: Je jünger die Betroffenen sind, desto häufiger kommt es vor, dass keine konkrete Ursache für den Schlaganfall gefunden wird“, erklärte Professor Krämer.
Die Technik zur Vorbeugung sowie zur Behandlung von Schlaganfällen hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Moderne Smartwatches können selbst medizinischen Laien helfen, Vorhofflimmern frühzeitig zu entdecken. Sollte ein Loch im Herzen die wahrscheinlichste Ursache für den Schlaganfall gewesen sein, kann dieses mit einem kleinen „Schirmchen“ verschlossen werden. Im Ernstfall können Gerinnsel in vielen Kliniken inzwischen nicht nur medikamentös, sondern – wenn notwendig – auch durch einen Eingriff, die Thrombektomie, gelöst beziehungsweise entfernt werden.
Schlaganfall und Corona
Jüngere Schlaganfall-Betroffene werden in Deutschland in der Regel der Gruppe 3 der Impfreihenfolge zugeordnet. Prof. Krämer sprach sich in seinem Vortrag deutlich für eine Impfung aus. „Die Risiken der Impfung sind deutlich geringer als die bei Risiken einer Corona-Infektion“, erklärte er anhand von statistischen Daten. Schwere Nebenwirkungen seien bei allen Impfstoffen – inklusive AstraZenca – sehr selten. Dennoch wartet der Neurologie – wie die Öffentlichkeit – gespannt auf die Ergebnisse der Prüfungen.
Vor allem aufgrund der aktuellen Berichterstattung hatten die Teilnehmer des Vortrags zahlreiche Fragen zur Impfung an den Experten. In den meisten Fällen konnte er Entwarnung geben: Wer Blutgerinnungshemmer einnimmt oder Epilepsie-Medikamente kann sich trotzdem impfen lassen. Vor allem bei der Diagnose Multipler Sklerose gebe es bei einer Vektorimpfung einige Punkte zu beachten, die vorher mit dem Arzt abgesprochen werden sollten.
Wer zu Blutgerinnseln neige, könne vor der Impfung mit einem Arzt über eine Thrombosespritze sprechen. „Die kann man sich im Einzelfall verschreiben lassen, falls man aufgrund der Nebenwirkungen einige Tage krank wird und viel liegen muss. Die Thrombosegefahr besteht in diesem Fall durch das lange Liegen – wie im Flugzeug oder nach einer Operation – und nicht durch Impfung an sich“, erklärte Krämer.
- Informationen zur Corona-Impfung finden Sie hier.
- Fragen zur aktuellen AstraZeneca-Diskussion haben wir hier beantwortet.
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